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Ich will Spaß, ich geb Gas!

Kfz- Testbericht Subaru und VW Passat: Autogas, Benzin, Diesel
Ich will Spaß, ich geb Gas!

Autogas ist eigentlich ein Abfallprodukt der Benzin- und Dieselproduktion. Ob dieser Kraftstoff konkurrenzfähig ist, zeigt ein Vergleich der Alltagstauglichkeit und der Kosten. Als Testobjekte hat die KEM-Redaktion den Subaru Legacy Kombi und den VW Passat Variant ausgesucht.

Der Autor und Testwagenfahrer Dipl.-Ing. Jürgen Goroncy ist freier Mitarbeiter der KEM

Zwei Lademeister aus der Mittelklasse, beide geräumig und mit Allradantrieb, der Passat aber um einiges moderner als der schon etwas betagte Subaru. Immerhin kann dieser nachträglich mit einem Autogassystem nachgerüstet werden, dessen Tank platzsparend in der Reserveradmulde untergebracht ist. Dazu noch das Zuleitungssystem, ein Mischgerät samt Verdampfer und Absperrventile für die Gas- und Benzinzufuhr: Fertig ist die alternative Energiequelle für den Boxermotor mit vier Zylindern und 2 l Hubraum.
Der Passat bietet modernste Moren- und Getriebetechnik: VR6- Motor mit direkter Einspritzung, 3,2 statt 2 l Hubraum, 184 statt 121 kW Leistung, 330 statt 187 Nm Drehmoment. Kein Wunder, dass der Passat (243 km/h) fast 40 km/h schneller rennt als der Japaner und aus allen Lagen besser beschleunigt. In einer anderen Umlaufbahn bewegt sich aber auch der Preis: Mindestens 37 500 € für den deutschesten aller deutschen Kombis mit diesem Motor.
Autogas- Nachrüstsatz gratis
Da ist der Subaru zurückhaltender, obwohl er sich sogar dem Premium-Segment zugehörig fühlt. Grundpreis 28 600 € und der Autogas-Nachrüstsatz ab Werk kostet – nichts. Ja, nichts, denn Subaru schenkt seinen Kunden im ersten Halbjahr 2007 den Nachrüstsatz samt Einbau, sofern diese einen Neu- oder Vorführwagen kaufen!
Die Japaner verschenken aber nicht so ohne weiteres 2800 €, die die Nachrüstung bisher kostete. Angesichts der steuerlichen Begünstigung von Autogas bis 2018 in Deutschland sieht Su-baru hier eine Marktnische und will sich als Autogas-Spezialist etablieren. Die Nische will man verteidigen und ausbauen, schließlich hatte man in den letzten zwei Jahren bei den Autogas-Nachrüstsätzen nur Chevrolet als Konkurrenten. Inzwischen merken aber die Erdgas-Platzhirsche, dass Autogas mächtig im Kommen ist. Seit Neuestem mischen mit Opel, VW und Ford ehemals überzeugte Erdgas-Protagonisten auch im Autogas-Markt mit.
Kein Wunder, ist Autogas als Butan-Propan-Gemisch doch wie bei den Campingkochern relativ problemlos zu speichern und zu handhaben. Keine klotzigen Hochdruck-Tanks wie beim Erdgas und erst recht keine gierigen Energiekonzerne und Erdgaslieferanten, die in letzter Zeit den Hausbesitzern oder ganzen Staaten schmerzlich klargemacht haben, wer am Gashahn, respektive Geldhahn, dreht.
Gut, die Zahl der Autogas-Zapfstellen ist mit etwa 2300 in Deutschland wesentlich geringer als die von herkömmlichen Tankstellen (etwa 14 000). Aber immer noch mehr als die lediglich 750 Erdgas-Zapfanlagen, die auch gelegentlich auf dem Betriebshof der lokalen Gasversorger beheimatet sind – inklusive Betriebsruhe von Freitag nachmittag bis Montag morgen. Aber auch bei Autogas ist man vor Überraschungen nicht gefeit. Wer vom Navigationssystem auf der Suche nach einer Tankgelegenheit zu einer Spedition oder einem Omnibusunternehmen geführt wird, weiß spätestens beim zweiten Mal, dass er meistens hinter den Gebäuden die Autogas-Zapfstelle findet.
Viel wichtiger ist, dass es auch im westeuropäischen Ausland ein dichtes Autogas-Zapfstellennetz gibt. Ohnehin muss man sich wenig Sorgen um leere Tanks machen. Die Reichweite des Gastanks betrug knapp 400 km und der Benzintank steht weiterhin voll zur Verfügung. Erdgastanks bieten zwar ähnliche Reichweiten, sind aber meist nur mit Alibi-Benzintanks für die Fahrt bis zur nächsten Tankstelle kombiniert.
Keine Angst vor dem Tanken
Die KEM-Tester haben den Su-baru Legacy auf mehr als 2000 km komplett mit Autogas befeuert. Dabei wäre der Wechsel auf Benzinbetrieb einfach per Knopfdruck – oder bei leerem Gastank automatisch möglich gewesen. Aber wieso denn? Die Fahrleistungen und die Motorcharakteristik sind bei Autogas identisch, auch die Geräuschkulisse erinnert an einen Benziner. Da Autogas effizienter verbrennt, sind auch die Schadstoffemissionen deutlich geringer. Und an der Zapfstelle einfach den Tankaufsatz aufstecken, verriegeln und mit einer Mutter in das Tankventil einschrauben. Nach dem Befüllen die Mutter und Verriegelung wieder lösen – fertig! Wer es einmal gesehen hat, weiß, wie’s geht.
Beim Antrieb unterscheidet sich der Legacy eigentlich nur durch den kleineren Motor und schwächere Fahrleistungen (siehe Passat). Und durch die nicht mehr zeitgemäße Viergang-Automatik. Hier ist der Passat mit seinem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe in puncto Abstufung, Schaltdynamik und Fahrspaß haushoch überlegen.
Anscheinend auch beim Kraftstoffverbrauch: 8,8 l/100 km beim Passat stehen 11,8 l Autogas beim Subaru gegenüber. Hier werden aber Äpfel mit Birnen verglichen. Denn Autogas hat im Vergleich zum Benzin eine geringere Dichte und Energiewerte pro Maßeinheit. Außerdem ist es um einiges preisgünstiger.
Bei Kraftstoffpreisen (Stand Anfang April 2007) kosten 100 km im Passat (Super Plus, 1,31 €/l) etwa 11,50 €. Bei einem Preis von 0,62 €/l Autogas schlagen für den Subaru aber nur etwa 7,30 € €für die gleiche Strecke zu Buche! Für das gleiche Geld konnte der Passat-Fahrer nur 5,6 l tanken und etwa 64 km weit fahren. Selbst wenn man einen Passat mit vergleichbarem Motor nehmen würde, wäre Autogas billiger. Angenommen, den 2.0 FSI-Motor könnte man mit ruhigem Gasfuß auf einen Verbrauch von 7,0 l Super Plus-Benzin bringen. Dann würden 100 km immer noch 9,10 € €kosten.
Autogas also unschlagbar günstig? Einen Pfeil hat VW noch im Köcher, einen ganz spitzen. Seit Kurzem gibt es das Modell Blue Motion mit verbrauchsgünstigem 1,9-l-Dieselmotor und allerhand Optimierungsmaßnahmen bei Aerodynamik, Reibung und Rollwiderstand. Dermaßen getunt schluckt der Passat Variant laut VW im Testzyklus nur 5,2 l Diesel. Bei einem Preis von 1,05 €/l wären das etwa 5,46 €. Vorteil VW.
Aber wenn man die höhere Steuer und den Aufpreis für die teurere Dieseltechnik mit einbezieht, muss der Blue Motion-Eigner, um diesen Malus auszugleichen, ganz schön viel fahren. Da sollten Fahrer mit geringer Kilometerleistung doch lieber richtig Gas geben – mit Autogas. Vorausgesetzt, man hat eine Zapfstelle in der Nähe.
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