Startseite » Allgemein »

Griffig verzahnt

Rolf Bosshart, Geschäftsführer der Nozag AG, CH-Pfäffikon
Griffig verzahnt

Griffig verzahnt
„Alle Artikel stehen auf der Homepage in 3D zur Verfügung“
Branchenkennern der Antriebstechnik ist der Name Nozag wohl vertraut. Wer mit Verzahnungskomponenten, Kettenrädern, Getrieben und Linearantrieben zu tun hat, dem begegnen Nozag- Komponenten und -Getriebe schon seit 1966. Der Geschäftsführer Rolf Bosshart sorgt dafür, dass der Nimbus schweizerischer Qualität garantiert wird. KEM hat in puncto Firmenstrategie bei dem Geschäftsführer nachgefragt.

Herr Bosshart, wo kommt der Name Nozag her?

Bosshart: Nozag ist die Abkürzung vom früheren Namen „Normzahnräder und Ketten AG“. Mit dem Start der Entwicklung und Produktion von eigenen Getrieben wurde der Name zu einschränkend. Nachdem die Firma 1992 von der Polygena AG übernommen worden ist, hat man den Namen auf Nozag verkürzt. Vom ursprünglichen reinen Hersteller und Händler von Komponenten hat sich Nozag zwischenzeitlich zum Hersteller und Lieferanten von anspruchsvollen Hubsystemen weiterentwickelt. Die Verzahnungs- und Antriebstechnik-Komponenten sind nach wie vor ein sehr wichtiges Standbein. Dank unserem Know How in der Verzahnungstechnik, können wir unseren Kunden auch Dienstleistungen im Engineering von Sondergetrieben anbieten. Aus dem großen Getriebebaukasten lassen sich viele Standardlösungen oder auch auf spezielle Anforderungen angepasste Antriebe zusammenstellen. In der eigenen Fertigung produzieren wir auch Prototypen, testen diese auf unseren Prüfständen und führen für die Kunden dann die komplette Serienproduktion durch, auf Wunsch inklusive der ganzen Logistikkette.
Nozag hat viele Wettbewerber, wo liegt der usp des Unternehmens?
Bosshart: Einer unserer wichtigsten usp’s ist die eigene Produktion mit sehr hohem Qualitätsstandard und großer Flexibilität. Viele Wettbewerber kaufen „fertige“ Komponenten oder Getriebe aus Billig-Lohn-Ländern zu und machen im höchsten Fall noch eine Konfektion des Zubehörs. Die damit verbundenen Risiken, in Bezug auf Qualität und Termine, sind für uns offensichtlich. Aus unserer Sicht ist es nicht zu empfehlen, sicherheitsrelevante Baugruppen wie Hubsysteme aus Billigst-Quellen zu beschaffen. Für unsere Kunden bieten wir kompetente Beratung an. Auf unserer Homepage stehen alle Artikel zum Download in 3D in allen gängigen CAD-Formaten zur Verfügung. Die übersichtlichen und modernen Kataloge bieten zudem einfache und verständliche Auslegungsunterlagen. Ab unserer Homepage kann der Kunde mit wenigen Klicks eine umfangreiche Produktedokumentation für seine Unterlagen zusammenstellen – schnell, einfach und effizient.
Bei Schneckengetrieben treten Selbsthemmung (positiv) und schlechter Wirkungsgrad gegeneinander an. Sind diese Getriebe auf lange Sicht zum Tode verurteilt?
Bosshart: Nein, die Schneckengetriebe sind absolut nicht zum Tode verurteilt. Es gibt unzählige Anwendungen, wo die Selbsthemmung der Schneckengetriebe gewünscht ist und große Vorteile bringt. Nennen wir als Beispiel die Sicherheit. Beim Einsatz eines Schneckengetriebes mit einer eingängigen Trapezgewindespindel als Hubgetriebe, hält sich die Last auch bei einem Energieausfall zuverlässig in der gewünschten Posi- tion. Zusätzliche Sicherheit kann hier ein Bremsmotor liefern. Fällt bei Pneumatik- oder Hydrauliksystemen die Energie an den empfindlichen Stellen aus, kann sich die Last unkontrolliert bewegen oder „abstürzen“. Eine Erhöhung der Sicherheit ist nur mit aufwändigen und teuren Zusatzeinrichtungen möglich. Zudem sind Schneckengetriebe nicht gleichzusetzen mit schlechtem Wirkungsgrad. Im Gegenteil: für den Hochleistungsbereich werden heute Schneckengetriebe mit einem Wirkungsgrad bis 94 % hergestellt.
Wie definiert Nozag die Lebensdauer von Spindelhubgetrieben?
Bosshart: Die Lebensdauer von Spindelhubgetrieben ist zusammen mit den verwendeten Spindeln als System zu betrachten. Werden Trapezgewindespindeln verwendet, ist die Lebensdauerberechnung sehr komplex. Zum einen existieren keine klaren Berechnungsgrundlagen, zum anderen hängt sehr viel von einer lückenlosen Schmierung zwischen Mutter und Spindel ab, unter Berücksichtigung der zulässigen Einschaltdauer. Die Flächenpressung zwischen Mutter und Spindel darf bestimmte Werte nicht überschreiten. Wichtig ist hier auch ein großes Anwendungs-Know-how, welches wir in über 25 Jahren in diesem Bereich sammeln konnten. Einen großen Einfluss haben zudem die Hublänge und die Gleitgeschwindigkeit im Gewinde. Für die Lebensdauerberechnung der Drucklager, des Schneckenradsatzes oder für Kugelgewindespindeln steht Software mit anerkannten Rechnungsmethoden zur Verfügung.
Bei Linearantrieben stehen Trapezgewindespindel und Kugelgewindetrieb zur Auswahl. Gibt es klare Einsatzgebiete dafür?
Bosshart: Die Einsatzgebiete lassen sich klar trennen. Trapezgewinde kommen normalerweise in Anwendungen mit einer Einschaltdauer bis 30 Prozent zum Einsatz. Einfacher gesagt pro zehn Minuten maximal drei Minuten Betrieb. Großen Einfluss haben die Last, der Hub und die Geschwindigkeit. Je höher die Last oder je länger der Hub, umso kürzer ist die mögliche Einschaltdauer. Mit kleiner Last ist aber auch eine deutlich höhere Einschaltdauer möglich. Die Systemauslegung erfolgt mit experimentell ermittelten Diagrammen. Kugelgewindetriebe werden eingesetzt, wenn höhere Einschaltdauer mit vielen Zyklen gefragt ist. Um höhere Geschwindigkeiten erzielen zu können, werden Spindeln mit größerer Steigung eingesetzt. Die Kugelgewindespindeln haben engere Fertigungstoleranzen als Trapezgewindespindeln. Daher werden diese oft auch für anspruchsvolle Positionieraufgaben verwendet.
Wann kann Nozag Kegelradgetriebe in Aluminium-Leichtbauausführung empfehlen?
Bosshart: Die Nozag-Kegelradgetriebe der Reihe LMA aus Aluminium sind für verschiedenste Anwendungen im allgemeinen Maschinen- und Vorrichtungsbau entwickelt worden. Diese Baureihe rundet unser Getriebesortiment nach unten ab. Die fettgeschmierten, mit geradeverzahnten Kegelrädern ausgerüsteten Getriebe, können mit Motoren bis 1000 Umdrehungen oder für Handverstellungen eingesetzt werden. Ein häufiger Einsatz betrifft auch Hubanlagen. Der Drehmomentbereich ist auf maximal 40 Nm begrenzt. Preislich sind die Getriebe im unteren Segment angesiedelt, wobei wir aber doch sehr viel Wert auf Qualität und ruhigen Lauf legen. Die Getriebe sind auf 6000 Stunden Lebensdauer ausgelegt und wartungsfrei.
Ein Getriebe wird oft als Einheit mit Servomotor verlangt. Wer liefert die „elektrische“ Seite?
Bosshart: Servomotoren werden im Normalfall von unseren Kunden definiert, da diese bei Ihren Stammlieferanten bleiben wollen, um das bereits vorhandene Steuerungs- und Programmier-Know-how zu nutzen. Die Schnittstelle bilden hier meistens der auf den Servomotor angepasste Eintriebsflansch und die Kupplung. Anders ist es bei den herkömmlichen Drehstrommotoren. Hier können die Kunden aus einem breiten Sortiment an IEC Motoren auswählen. Zur Auswahl stehen Flansch-, Fuß- oder Bremsmotoren mit weiterem Zubehör zur Drehzahlmessung oder zur Positionierung. Darüber hinaus sind Motoren mit Tropenisolation oder UL-Zulassung in vielen verschiedenen Spannungen oder Frequenzen verfügbar. Oft reicht für die Regelung der Hubgeschwindigkeit jedoch ein Frequenzumrichter, durch welche wir unser Angebot abrunden. Es ist unser erklärtes Ziel, den Kunden jeweils ein komplettes, anschlussfertiges und betriebsbereites Hubsystem zu liefern.
Ist der Bau von Solartrackern zu einem neuen Geschäftsbereich von Nozag geworden?
Bosshart: Für die Solar- und Photovoltaikbranche haben wir verschiedene Linearantriebe entwickelt, welche beispielsweise in Solartrackern eingebaut werden können. Hier gibt es sehr einfache und kostengünstige Lösungen zur freien Positionierung von Solarpaneelen.
Das Interview führte KEM-Chefredakteur Herbert Neumann
Fotos: Edgar Grundler
Online-Info

FIRMEN- STENOGRAMM
  • Firmierung: Nozag AG
  • gegründet: 1966
  • Muttergesellschaft: Polygena AG, 430 Mitarbeiter
  • Produkte: antriebstechnische Komponenten ab Katalog oder nach Kundenzeichnung gefertigt, Hubanlagen
  • Highlights: neue Hubgetriebereihe Serie N, sowie der zum Patent angemeldete „Nozdrive“

  • Quergefragt
    Die Lebenserwartung von Frauen ist fünf Jahre höher als bei Männern. Das kommt vom…
    …seriöseren Lebenswandel und weil Männer viel mehr in körperlich belastenden Berufen arbeiten.
    Das Rauchverbot in Gaststätten halte ich …
    …bei einem gediegenen Essen für sehr angenehm. Nach dem Essen genieße ich aber auch gerne mal eine Zigarre.
    Das Standing von Elektrofahrzeugen in der Schweiz…
    …ist auf der Straße leider noch sehr tief, aber der elektrotechnische sehr gut ausgebaute öffentliche Verkehr ist vorbildlich.
    Unsere Webinar-Empfehlung
Systems Engineering im Fokus

Ingenieure bei der Teambesprechung

Mechanik, Elektrik und Software im Griff

Video-Tipp

Unterwegs zum Thema Metaverse auf der Hannover Messe...

Aktuelle Ausgabe
Titelbild KEM Konstruktion | Automation 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts
Webinare

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper
Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de