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Dr. Lothar Wilhelmy

Geschäftsführer Hübner Elektromaschinen GmbH, Berlin
Dr. Lothar Wilhelmy

Robuste Drehgeber dominieren das Portfolio von Hübner. Daneben werden aber immer noch Tachogeneratoren in beachtlichen Stückzahlen hergestellt, obwohl diesen Produkten schon seit 20 Jahren das „Aus“ prognostiziert wird. Das hat gute Gründe: Die Geräte sind robust und haben damit früh den Grundstein für die Heavy-Duty-Technik gelegt, die das Unternehmen dann auch in andere Produkte wie Drehgeber integriert hat.

Das Interview führte KEM- Redakteurin Denise Fröhlich

„Mit Standarddrehgebern ist der Markt gesättigt“
KEM: Herr Dr. Wilhelmy, Hübner beging letztes Jahr 70-jähriges Jubiläum. Wie sah der Werdegang aus?
Wilhelmy: Johannes Hübner hat 1934 in Berlin das Unternehmen mit einer bahnbrechenden Erfindung gegründet, nämlich vollgefluteten Unterwassermotoren. Das Patent ging 1945 verloren, so dass er sich nach Neuem umschauen musste – das waren Elektromaschinen in Spezialausfertigung. So kam auch der Auftrag, für ein indisches Stahlwerk einen robusten Tachogenerator zu entwickeln. Dieser war der Ausgangspunkt für unsere Heavy-Duty-Technik.
1978 fragten Kunden, ob zu Tachogeneratoren mit Euro-Flansch B10 auch anbaukompatible Drehgeber erhältlich sind. Damit fing die Erfolgsstory dieser Geber an, die – ausgehend vom Heavy-Duty-Gedanken der Tachogeneratoren – mechanisch und elektrisch robust waren. Einen Innovationsschub gab es durch die Forderung von Papierfabriken, die Geräte mit einer Hohlwelle zu versehen. Das war die Geburtsstunde unserer robusten Hohlwellen-Drehgeber. Auf diese wurden in der Folge Kranbauer aufmerksam, so dass heute in sehr vielen Krananlagen Heavy-Duty-Geber von Hübner zu finden sind.
Ein weiterer Meilenstein war die Entwicklung unserer Low-Harmonics Sinusgeber, deren Signale sich durch besondere Reinheit auszeichnen, eine entscheidende Voraussetzung für ihre präzise Interpolation.
Mit der Entwicklung der Beschleunigungs-Sensoren nach dem Ferraris-Prinzip, die bei Antrieben mit hoher Gleichlauf-Genauigkeit eingesetzt werden, kann Hübner heute Sensoren für die drei physikalischen Größen „Beschleunigung“, „Drehzahl“ und „Posi-tion“ aus einer Hand anbieten.
KEM: Sie sprachen mehrmals Heavy-Duty an. Was verstehen Sie darunter?
Wilhelmy: Den Begriff „Heavy-Duty“ bei Drehgebern haben wir geprägt. Wir waren die ersten, die die Geräte für raue Anwendungen mit einer robusten Konstruktion, beispielsweise Druckgussgehäuse, und einer robusten Elektronik mit Leistungstransistoren als Leitungstreiber ausgestattet haben.
KEM: Warum sind Tachogeneratoren immer noch so erfolgreich?
Wilhelmy: Tachogeneratoren, vor 20 Jahren als „sterbender Schwan“ angesehen, werden heute noch in interessanten Stückzahlen gebaut. Die Geräte sind mechanisch und elektrisch hart im Nehmen. Zudem geben sie das Drehzahlsignal direkt ab, ohne dass wie bei Drehgebern über die Anzahl der Signale pro Zeiteinheit auf die Geschwindigkeit umgerechnet werden muss. Dass sich Tachogeneratoren so gut halten, liegt auch daran, dass wir die Geräte 1987 mit der Long-Life-Technik ausgestattet haben. Diese zeichnet sich durch die in den Kommutator eingebettete Silberspur aus, die für guten Kontakt zwischen der Tachospannung und den Bürsten sorgt. Außerdem hat diese Technik, wie der Name schon sagt, den Vorteil einer langen Lebensdauer, da die Bürsten den eingebauten Kugellagern in der Standzeit ebenbürtig sind. Diese hängt natürlich von den Einsatzbedingungen wie Vibration, Temperatur, Drehzahl oder Reversierbetrieb ab.
KEM: Wie verändert sich der Markt der Drehgeber?
Wilhelmy: Drehgeber werden vom ZVEI als stagnierend, wenn nicht gar leicht rückgängig eingestuft, während die Absolutgeber Zuwächse verzeichnen. Bei uns hingegen nehmen die Geber zu, sowohl in Deutschland als auch im Ausland, weil im Maschinen- und Anlagenbau verstärkt robuste, an den Einsatz angepasste Geber gefordert werden. In Zukunft wird es auch bei uns eine Verschiebung zu den Absolutgebern geben, aber da sind wir mit unseren Geräten, die ohne Getriebe oder Batterie arbeiten, gut aufgestellt.
KEM: Woher kommen bei Hübner neue Ideen?
Wilhelmy: In der „normalen“ Entwicklung kümmern sich unsere Mitarbeiter um das Tagesgeschäft, also um kundenspezifische Modifikationen und um die Weiterentwicklung bestehender Produkte.
Daneben gibt es bei uns die Abteilung „Zukunftsentwicklung“, die sich mehr mit grundsätzlichen Fragen beschäftigt. Zum Beispiel den „Ferraris-Sensoren“, die gerade in die Produktion eingeführt werden. Aus der Zukunftsentwicklung kamen auch die eben erwähnten Absolutgeber, die wir auf der Hannover Messe 2005 vorgestellt haben. Mit von der Partie sind auch magnetische Geber für Anwendungen, bei denen optische Geräte ausscheiden, und die dazu passenden Interpolatoren, die aus den Sinussignalen solche Signale erzeugen, wie wenn sie aus optischen Gebern kämen, sodass sie von den üblichen Elektroniken verarbeitet werden können.
KEM: Hübner gehört seit rund drei Jahren zur Baumer-Gruppe, was nie an die „große Glocke“ gehängt wurde. Hat man die Öffentlichkeit gescheut?
Wilhelmy: Hübner wie Baumer sind es gewohnt, sich technologisch zu artikulieren. Die Tatsache, dass wir zur Baumer-Gruppe gestoßen sind, wurde auf unserer Homepage unter „Firmenprofil“ veröffentlicht. Wir haben die Chance ergriffen, uns aus dem Kreis der Finanzinvestoren zu befreien, als der damalige Mehrheitsaktionär mit Hübner „Kasse machen“ wollte. Bevor wir im Markt herumgereicht werden und ein Investor kommt, der nach drei oder fünf Jahren wieder verkauft, haben wir nach einem strategischen Partner Ausschau gehalten. Den haben wir in der Baumer-Gruppe gefunden, denn Baumer verfügt über spezielles Know-how, das unsere technologische Basis verbreitert.
KEM: Wie grenzt sich Hübner von den Geschwistern „Thalheim“, „IVO“ und von Baumer selber ab?
Wilhelmy: Die Kundenkreise von Hübner, Thalheim, IVO und Baumer haben wenig gemeinsam. Hübner und Baumer überschneiden sich am wenigsten, Hübner und Thalheim am meisten, aber Thalheim hat einen anders strukturierten, mehr mittelständischen Kundenkreis.
KEM: Ihre Produkte sind in den unterschiedlichsten Anwendungen vertreten. Sehen Sie noch weiße Flecken hinsichtlich der Applikationen oder woraus wollen Sie Wachstum schöpfen?
Wilhelmy: Im Maschinen- und Anlagenbau sind wir gut vertreten. Trotzdem sollte man niemals nie sagen. Es gibt sicher noch irgendwo weiße Flecken, wo weder der Kunde noch wir daran gedacht haben, dass wir Partner sein könnten. Zudem ist in unseren vielen Anwendungsbereichen durchaus noch Wachstum zu erwarten, insbesondere mit Sinusgebern, magnetischen Gebern mit großer Hohlwelle, aber auch mit Absolutgebern. Potenzial sehen wir darüber hinaus im Ausland, wo jetzt verstärkt auf die Heavy-Duty-Technik zurückgegriffen wird.
Firmenstenogramm
  • gegründet: 1934 in Berlin
  • vertreten in: Benelux, Brasilien, China, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Korea, Norwegen, Schweden, Schweiz, Spanien, Südkorea, USA
  • Portfolio: Drehimpuls-, Sinus- und Absolutgeber, Tachogeneratoren, Drehzahlschalter, Kombinationen dieser Geräte, Ferraris-Sensoren, Geräte in Ex-Schutz, Zubehör
Drehgeber KEM 410
Tachogeneratoren KEM 411
Systems Engineering im Fokus

Ingenieure bei der Teambesprechung

Mechanik, Elektrik und Software im Griff

Video-Tipp

Unterwegs zum Thema Metaverse auf der Hannover Messe...

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