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Die Menschen zuerst

Endress+Hauser, Reinach
Die Menschen zuerst

Mit gelebten Werten, klaren Prinzipien und einer beispielhaften Innovationskultur hat sich Endress+Hauser zu einem Unternehmen mit Weltruf entwickelt. Das soll auch nach dem bevorstehenden Wechsel an der Spitze der Firmengruppe so bleiben, denn die Familie Endress hält zusammen – und die Fäden in ihren Händen.

Exklusiv in KEM Der Autor ist Jens-Peter Knauer, Redakteur der KEM

Als 16-Jähriger hat Klaus Endress klare Vorstellungen von seiner Zukunft: einen anständigen Beruf erlernen und Geld verdienen, und das möglichst außerhalb der elterlichen Firma. Mit dem Ausbildungsvertrag in der Hand wird er bei seinem Vater vorstellig, der ihm umgehend einen Strich durch die Rechnung macht. Der Sohn möge doch bitteschön ein Studium ergreifen und damit die Voraussetzungen schaffen, das Unternehmen später einmal übernehmen zu können.
Wir schreiben die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Die Endress+Hauser KG ist gerade erst aus Lörrach ins nahe gelegene Maulburg umgezogen und hat in der Schweiz, Frankreich und Belgien ihre ersten Auslandsvertretungen eröffnet. Rund 120 Mitarbeiter beschäftigt das junge Unternehmen, und das erste Durchflussmessgerät steht kurz vor der Markteinführung. Klaus Endress, eines von acht Kindern des Firmengründers Georg H. Endress und dessen Frau Alice, kann zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht ahnen, dass es noch rund 30 Jahre dauern wird, bis er das Ruder übernimmt, und vor allem nicht, zu welcher Bedeutung er das Unternehmen führen wird. Aber er fügt sich dem Willen des Vaters „ohne Groll“, wie er sich erinnert, „sondern mit einer Mischung aus Demut und Pflichtbewusstsein.“
Werte, die ihn durchs Leben begleiten und die auch für das stehen, was die E+H-Gruppe – trotz ihrer mittlerweile erreichten Größe – heute ausmacht. „Der Schlüssel zum Erfolg sind immer die Menschen“, betont Klaus Endress. „Als Unternehmer müssen Sie geben, geben, geben – es kommt alles zurück. Anerkennung und Wertschätzung sind das Dopamin für die Entwicklung.“ Eine Entwicklung, die in den vergangenen Jahrzehnten eine beeindruckende Dynamik angenommen hat. 2012 markiert der Umsatz der Gruppe mit knapp 1,7 Mrd. Euro erneut einen Bestwert, das Betriebsergebnis erreicht 273 Mio. Euro. Und: 652 neue Stellen sorgen dafür, dass die Zahl der Mitarbeiter erstmals über 10 000 liegt.
Nach vier Jahren die erste Million
1953 sind solche Zahlen noch nicht einmal Zukunftsmusik, sondern schlicht und ergreifend unvorstellbar. Als der 29-jährige Schweizer Ingenieur Georg H. Endress und der doppelt so alte Ludwig Hauser, Leiter einer Genossenschaftsbank, die L. Hauser KG gründen, steht als Geschäftszweck zunächst einmal der Vertrieb englischer Messgeräte im deutschsprachigen Raum im Vordergrund. Doch bereits zwei Jahre später meldet Endress sein erstes Patent an, und 1956 startet in einer ehemaligen Schreinerei in Lörrach die Produktion der ersten selbst entwickelten Produkte. Bereits 1957 erwirtschaftet das Unternehmen erstmals über 1 Mio. DM – und firmiert fortan als Endress+Hauser.
In diesen Jahren ergänzen sich die beiden Partner an der Firmenspitze prächtig. Während der erfahrene Banker mit ruhiger Hand umsichtig und sorgsam wirtschaftet, verwirklicht der junge Ingenieur seine Ideen für neue Lösungen in der Füllstandsmesstechnik. Das Unternehmen dringt in weitere Bereiche vor. Zusätzliche Messverfahren ergänzen die kapazitive Technik. 1961 nimmt E+H das neue Werk in Maulburg in Betrieb, einen modernen Flachbau, der Produktion, Entwicklung, Lager und Versand vereint und noch heute das größte Werk der Gruppe ist. 1971 schließlich tritt Ludwig Hauser mit 76 Jahren in den Ruhestand. Nach seinem Tod 1975 ist die Familie Endress alleinige Eigentümerin – und steht gleichzeitig vor einer gewaltigen Herausforderung: Die Ölkrise bringt, zusammen mit einem Kredit für einen Neubau, das Unternehmen in Schieflage.
Doch auch in der größten Not ist sich der Firmengründer seiner Verantwortung für die Menschen bewusst. Da rund 10 % der über 700 Mitarbeiter entlassen werden müssen, handelt er mit dem Süßwarenfabrikanten Suchard einen Deal aus: Dieser beschäftigt die E+H-Leute so lange weiter, bis das Unternehmen wieder profitabel arbeitet. Und tatsächlich können die meisten Mitarbeiter nur wenige Monate später an ihre angestammten Arbeitsplätze zurückkehren.
Innovationen pflastern den Weg
In der Folgezeit erweitert Georg H. Endress das Produktspektrum durch gezielte Zukäufe und Neugründungen und entwickelt den Füllstandsspezialisten zu einem Komplettanbieter für die verfahrenstechnische Industrie. Innovationen pflastern den Weg: Mikroprozessoren beispielsweise ermöglichen 1980 selbstüberwachende Messstellen, und 1992 gehört das mittlerweile im schweizerischen Reinach beheimatete Unternehmen zu den Geburtshelfern der Feldbus-Technologie. Im Schnitt meldet Endress+Hauser heute jeden Arbeitstag ein Patent an – auf rund 5300 Patente und Patentanmeldungen hat es das Unternehmen bislang gebracht.
„Diese Erfolge verdanken wir dem Können und dem Einsatz unserer Mitarbeiter“, betont Klaus Endress, der 1995 die Nachfolge seines Vaters antritt und in den Folgejahren das Geschäft über die eigentliche Prozessmesstechnik auf Dienstleistungen und Automatisierungslösungen ausweitet. Mit neuen Vertriebsniederlassungen stärkt er die Präsenz in Wachstumsmärkten. In China, Indien und den USA entstehen neue Fertigungsstätten für die Endmontage.
Worauf er sich in dieser Zeit immer verlassen kann, ist der Rückhalt der Familie. „Wir alle wurden mit dem Gefühl der Verantwortung für ein Unternehmen erzogen, das Hunderte von Mitarbeitern beschäftigt“, bestätigt Karin Endress, die Jüngste der acht Geschwister, denen die Firma nach dem Willen des 2008 verstorbenen Vaters zu gleichen Teilen gehört. Um die Stärke der Familie, die mittlerweile rund 60 Mitglieder zählt, zu bewahren und auf nachfolgende Generationen zu übertragen, legt eine Familiencharta die gemeinsamen Werte und Zielvorstellungen fest. Das soll sicherstellen, auch in Zukunft Entscheidungen zu treffen, die nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf dauerhaften, nachhaltigen unternehmerischen Erfolg ausgerichtet sind. Daran dürfte sich auch nichts ändern, wenn zum Jahreswechsel der neue CEO Matthias Altendorf sein Amt antritt. Als Präsident des Verwaltungsrats wird sich Klaus Endress weiter für die Belange des Familienunternehmens einsetzen. I

Info & Kontakt
Endress+Hauser Messtechnik Kerstin Löffler, Abteilungsleiterin Marketing Kommunikation Tel.: 07621 975-556 kerstin.loeffler@de.endress.com
Erfahren Sie mehr über die Firmengrundsätze von Endress+Hauser
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