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Der Understatement Suv

Kfz- Testbericht: BMW X3 2.0d
Der Understatement Suv

BMW stand früher für schnittige Limousinen mit hoher Leistung. Inzwischen bedienen die Bayern aber auch andere Segmente wie die weichgespülten Geländewagen, die so genannten SUV. Obwohl seine Nomenklatur die Verwandtschaft zum 3er nahe legt, ist der X3 ein eigenständiges Modell. Schon die längere und voluminösere Karosserie zeigt, dass es sich nicht um einen aufgebockten 3er-Kombi handelt. Im Gegenteil, der SUV rückt seinem großen Bruder X5 bei den Abmessungen und Dimensionen so gefährlich nah auf den Pelz, dass dieser wohl bei seiner Neuauflage um einiges wachsen wird.

Der Autor und Testwagenfahrer Dipl.-Ing. Jürgen Goroncy ist freier Mitarbeiter der KEM

Der X3 hat genügend Platz für die Passagiere, die beim Einsteigen sehr bequem und eben auf die Sitze rutschen können. Auf den Vordersitzen halten sie es lange aus, ist das Gestühl doch bequem und kinderleicht zu bedienen. Im hart gepolsterten Fond hingegen sind Disziplin und Nehmerqualitäten gefragt. Weiter hinten öffnet sich weit die Heckklappe und verschluckt ausreichend Gepäckstücke für einen längeren Urlaub.
Das Hantieren mit Klimaanlage, Audio, Navigation und Co. erfolgt nach Altväter Sitte, keine Spur von einem I-Drive-Knubbel auf der Mittelkonsole. Der erste Eindruck des Knöpfchenmeers in der Mittelkonsole ist wohlige Vertrautheit, aber beim Suchen gewisser Funktionen merkt man doch, dass die Menüführung des modifizierten I-Drive-Systems so schlecht nicht ist. Der Rest des Innenraums ist routiniert gemacht und eines BMW durchaus würdig.
Allrad mit Köpfchen
Auf der Straße – wo sonst, schließlich bewegen nur wenige SUV-Eigner ihr Fahrzeug im Gelände – kommt der X3 ziemlich stämmig daher. Zusammen mit den ungewöhnlich geschnittenen Scheinwerfern und Bixenon ergibt das ein beträchtliches Überholprestige. Auch die Fahrdynamik des X3 ist ganz klar auf die Straße ausgerichtet. Kurven nimmt der hochbeinige BMW sehr neutral und fast ohne Seitenneigung, auch die Lenkung gibt keinen Anlass zum Tadel. Äußerst rustikal gebärdet sich aber die Federung. Es ist so, als wolle sie den Fahrer von der erhöhten Sitzposition wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Die viel zu straffe Abstimmung lässt die Passagiere niemals über den Untergrund im Unklaren.
Kraftzuweisung nach Bedarf
Apropos Gelände: Natürlich hat ein Auto dieses Kalibers einen Allradantrieb. Beim X3 nennt er sich – wer hätte es gedacht – X-Drive und verteilt die Antriebskraft durch seine fein ausgeklügelten Algorithmen sehr variabel zwischen Vorder- und Hinterachse. Dank einer Lamellenkupplung merkt der Fahrer eigentlich nichts davon. Je nach Fahrsituation wird mal den Hinterrädern, mal den Vorderrädern mehr Kraft zugewiesen. Beim Einparken beispielsweise mutiert der X3 zum Hecktriebler, drängt dagegen das Heck in der Kurve nach außen, schließt die Lamellenkupplung stärker und leitet fast die ganze Kraft in die Vorderräder, um das Fahrzeug zu stabilisieren. Das funktioniert vorausschauend, da X-Drive auf die Daten des elektronischen Stabilitätsprogramms von Bosch zurückgreifen kann. Dieses tritt erst in Aktion, wenn offensichtlich ist, dass der Antrieb selbst durch variable Kraftverteilung die Karosserie nicht auf Kurs halten kann.
Bergabfahr- Kontrolle
Im Vergleich zu permanenten Allradantrieben hat der X3 keine feste Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Außerdem verzichtet er auf eine separate Geländeübersetzung. Um in schwierigem Gelände dennoch bestehen zu können, hat er eine Bergabfahr-Kontrolle. Diese per Knopfdruck aktivierbare Funktion des elektronischen Stabilitätsprogramms hält durch Bremseingriffe im Gefälle ein Tempo von acht Kilometer pro Stunde aufrecht.
Eine weitere Stabilitätsfunktion nimmt sich dem Problem eines schlingernden Anhängers an. Denn aufschaukelnde Anhänger können relativ leicht auch die Zugmaschine beeinflussen und so das komplette Gespann aus der Bahn werfen. Das Stabilitätsprogramm erkennt schon ein leichtes Aufschaukeln des X3 und bremst ihn rasch ab. Gleichzeitig wird der Motor gedrosselt, so dass sich die Fuhre schnell wieder stabilisiert. Diese Funktion macht den X3 zu einem guten Zugfahrzeug für Boote und Pferdeanhänger, auch wenn die maximale Anhängelast mit 1700 kg für einen SUV nicht allzu üppig ausfällt.
Laufkultur hat ihren Preis
Eine begrenzte Anhängerlast ist auch im Sinne des Motors. Der 2,0-Liter-Common Rail-Diesel leistet 110 kW und entwickelt 330 Nm Drehmoment. Er hat mit den gut 1,8 Tonnen Kampfgewicht des X3 schon genug zu tun, schnurrt dabei aber, wie von BMW gewohnt, sehr kultiviert und leise dahin. Lediglich ein dumpfes Dröhnen unter Volllast aus dem Bereich des Getriebes stört die Fahrkultur. Der Antrieb entpuppte sich als unauffälliger Begleiter, der Durchschnittsverbrauch von 7,9 l ist akzeptabel. Völlig unverständlich ist allerdings, dass die im Herbst 2004 taufrisch auf den Markt gekommene Modellvariante nur die Abgasnorm EU 3 erreicht. Auch einen Partikelfilter sucht man im Fahrzeug und der Aufpreisliste vergeblich, da bleibt nur ein Nachrüstfilter. Honda ist mit seinem Allradler CR-V weiter, dessen 2,2-Liter-Dieselmotor die EU4-Abgasnormen unterbietet – als erster SUV dieser Größe.
Fertigung in Graz
Der X3 ist ein Novum für BMW, wurde er doch als erstes Fahrzeug außerhalb des Unternehmens bei Magna Steyr entwickelt. Der Dienstleister, Lieferant und Hersteller entwickelte das Modell nach den Vorgaben von BMW und fertigt ihn nach den BMW-Standards in seinem Werk in Graz.
Die Preisvorstellung erfüllt den Premiumanspruch von BMW. Der Autofahrer soll mindestens 34 000 Euro auf den Tisch des Hauses blättern. Dann hat er aber nur die Grundausstattung und bekommt eine ellenlange Aufpreisliste. Will er sich das gute Stück so hübsch einrichten wie den KEM-Testwagen (mit Navigation, Leder, etc.), sind 45 000 Euro noch lange nicht das letzte Wort. Aber auch der hohe Preis wird den Erfolg des X3 nicht bremsen – überzeugt er doch durch seinen Raum, den genügsamen Dieselmotor und die straßentauglichen Fahreigenschaften.
BMW X3 KEM 493
Honda CR-V KEM 494
Partikelfilter KEM 495
ESP KEM 496
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