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PRO i SIGN: Clever vernetzt auf die Erfolgsspur - KEM

PRO i SIGN
Clever vernetzt auf die Erfolgsspur

Viele kleine und mittlere Unternehmen des hochgelobten deutschen Mittelstands haben vielleicht schon bald das Nachsehen. Noch lässt sich die nachlassende Innovationsdynamik umdrehen. Dafür braucht es jedoch neue Formen der Kooperation. Diese einfädeln und zum Erfolg führen will die Netzwerkauszeichnung PRO i SIGN.

Der Autor: Dietmar Kieser, stellvertretender Chefredakteur der Fachzeitschrift Industrieanzeiger

Mit ihren Produkten sind zahlreiche deutsche Unternehmen Weltmarktführer. Und auch die Forschungslabore der Hochschulen und Universitäten im Land der Tüftler und Techniker erschaffen eine Vielfalt an Innovationen. Die Krux ist nur, dass diese Potenziale zwar von vielen Unternehmen, darunter auch zahlreiche aus der mittelständischen Wirtschaft, genutzt werden – offensichtlich aber nicht von vielen KMU.
Dabei ist weniger die Transferorganisation per se ein Problem, sondern die Adaptionsfähigkeit der Betriebe. Hinzu kommt, dass offenbar auch Großunternehmen beim Wissenstransfer in Richtung kleiner und mittlerer Zulieferbetriebe geizen oder deren erarbeitetes Wissen aufgrund ihrer Marktmacht aufsaugen und es patentieren. Kein Wunder, dass bei nicht wenigen Mittelständlern Patentanmeldungen Mangelware sind, bestätigt eine Studie des Fraunhofer ISI im Auftrag der IHK Region Stuttgart als Indikator für eine der Schwachstellen.
Innovationsschwäche ist alarmierend
Die dort festgestellte Innovationsschwäche ist alarmierend. So kommt die Studie zu dem Schluss, dass der industrielle Mittelstand der Metropolregion nicht ausreichend auf den demografischen Wandel eingestellt ist und sich weder neue Betätigungsfelder systematisch erarbeitet noch nach neuen Technologien und Märkten sucht. Verlieren die Unternehmen hier den Anschluss, gefährden sie ihre Existenz. Für den Zugang zu neuen Technologien benötigen die Betriebe laut der Fraunhofer-Forscher deshalb Partner, Dienstleister, Berater, Formen des gegenseitigen Austauschs, Kooperationen sowie einen besseren Zugang zu Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen.
Die Diskussion um die Chancen, die sich durch derlei Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen wie auch für Start-ups ergeben können, ist fester Bestandteil im Tagesgeschäft der Profi-Netzwerker Michael Auer, Volker Schiek, Wolfgang Wolf, Jürgen R. Schmid und Werner Götz. Vor allem ein Thema treibt sie um: die firmenübergreifende und damit vollkommen andersartige Vernetzung des Mittelstands. Um diese Unternehmen für den kommenden Wandel fit zu machen, haben sie jetzt Nägel mit Köpfen gemacht – der Vorsitzende der Steinbeis-Stiftung, der Chef des Landesnetzwerks Mechatronik BW, das geschäftsführende Vorstandsmitglied des Landesverbands der Baden-Württembergischen Industrie (LVI), der Inhaber der Ammerbucher Designschmiede Design Tech und der Chefredakteur der Fachzeitschrif Industrieanzeiger aus dem Konradin Verlag.
Ihre Initiative, die sie mit einer Auszeichnung für vernetzt arbeitende Mittelständler verbinden, entspringt dem Gedanken, „etwas zu tun, damit die Innovationsfähigkeit dieser Unternehmen gefördert oder erhalten wird“, benennt Volker Schiek das Ziel. Weil ihr Vorhaben „ein Zeichen setzen soll“, wie Steinbeis-Vorstand Auer ergänzt, wählten die Netzwerker „PRO i SIGN“ als Name für die Auszeichnung, die sie an erfolgreiche Teilnehmer vergeben wollen. Dabei soll „bewusst kein weiterer Preis ausgelobt werden oder bestehenden Preisen gar Konkurrenz gemacht werden“, betont LVI-Vorstand Wolfgang Wolf. „Vielmehr sollen durch Unternehmen gesetzte Zeichen deutlich sichtbar gemacht und beste Praxis ausgezeichnet werden.“
Durch Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, die selbst Wettbewerber sein können, soll den Partnern ein Mehrwert erwachsen. „Die Summe dessen, was in einer Partnerschaft entsteht, schafft eine höhere Qualität“, formuliert Jürgen R. Schmid den Effekt, den der Industriedesigner bestens aus zahllosen Kundenprojekten kennt. Will heißen: Wer als Unternehmer künftig qualitativ wachsen und auf Dauer wettbewerbsfähig sein will, braucht Verstärkung. Genauer: vernetzten Kompetenzaufbau – und ein Lösungsweg, der zielgerichtet und zügig dorthin führt.
Um hierfür die inhaltliche Ausrichtung festzulegen und die Wegmarken abzustecken, trafen sich die Verantwortlichen von Steinbeis, Landesnetzwerk Mechatronik, LVI, Design Tech und Industrieanzeiger in Workshops.
Stufe für Stufe zur Exzellenz
Dort entwarfen sie ein dreistufiges Konzept, das Mittelständler Stufe für Stufe zur Exzellenz begleiten will. Dabei werden Reifegrade bestimmt, Synergien gemessen, Zustände evaluiert und Partnerschaften gefördert. Die Grundannahme dabei: Da mindestens zwei Unternehmen als Partner schneller handeln und gemeinsam Wissen erarbeiten und dieses in eigenen oder gemeinsamen Produkten oder Prozessen anwenden, steigt während der Zusammenarbeit ihre Kompetenz. Das Ganze soll dabei mehr sein als die Summe seiner Teile. Eine Skulptur in Form einer dreistufigen Pyramide symbolisiert diesen Prozess. Jedes der drei Module, die zusammengesetzt eine Pyramide bilden (siehe Kasten), macht zugleich transparent, wo die Unternehmen stehen und welchen Reifegrad sie an welcher Stelle erreicht haben.
Den Startpunkt bildet Stufe eins, gleichsam der Sockel der Pyramide. Wurde das eingereichte „Zeichen“ für gut befunden, bewerten unabhängige Experten oder Dienstleister den jeweiligen Status eines definierten Merkmals, etwa PRO i NET oder PRO i ACTIV. Das kann die Idee selbst sein, ein Produkt samt dem darunterliegenden Fertigungsprozess, die Qualität oder die Produktivität, ja selbst die Firmenfitness wird ermittelt. „Daran wird deutlich, wo das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt steht und an welchen Stellen etwas zu tun ist“, betont Landesnetzwerker Volker Schiek den Vorteil des Verfahrens. Die sich daraus ergebenden Werte symbolisieren die Ausprägungen auf dem dreidimensionalen Pyramidensegment. Dabei visualisiert jede Auswölbung die momentane Stellung der Partner im Wettbewerb zu anderen.
Wird Stufe eins erfolgreich gemeistert, haben die Partner laut den Initiatoren tatsächlich „ein erstes Zeichen gesetzt“. Diese Stufe wiederum ist Voraussetzung für die zweite. Das dort gesetzte „weitere, anhaltende Zeichen“ steht für das Prädikat „Exzellent“. Wird auch dieses gemeistert, setzen die Partner mit Stufe drei der Pyramide ihre Spitze auf. Damit setzen sie ein „nachhaltiges Zeichen“ und kennzeichnen so ihren „Top“-Status. Zu guter Letzt ließe sich die auf den Kopf gestellte Pyramide als symbolisches Ausrufezeichen deuten. Damit dokumentiert wird das Ansinnen der Initiatoren, „ein nachhaltiges Zeichen gesetzt zu haben“.
Das höchste Ziel erreichen die Partner allerdings nur, wenn sie längere Zeit miteinander kooperieren. Dieser Zustand rückt das eigentliche Motiv der Juroren in den Vordergrund: Zusammenarbeit, Kompetenzaufbau mit Mehrwert und Erfolg im Netzwerk. Daran zeigt sich der Unterschied der Auszeichnung PRO i SIGN gegenüber vielfach ausgelobten Technologie- und Innovationspreisen, die zumeist ein Ergebnis prämieren. Die Mehrstufigkeit ist mit einer zeitlichen Entwicklung der Zusammenarbeit der Partner verbunden, die begleitet und in Stufen dokumentiert wird. Entscheidend sind das erste Zeichen und das Entwicklungspotenzial der Partnerschaft.
Andere Formen des Wissens- und Technologietransfers
Anders als hier ist es nicht unbedingt das Ziel anderer Auszeichnungen, die Adaptionsfähigkeit und dadurch auch die Innovationsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen zu fördern. Gerade dies ist wichtig in einer zunehmend volatiler werdenden Welt. Um aktuelle und zukünftige interne wie externe gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Herausforderungen zu bewältigen, braucht es innovativer Produkte, Dienste und Prozesse. „Hierbei werden aber künftig andere Formen des Wissens- und Technologietransfers und der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen vorherrschen“, ist sich Steinbeis-Vorstand Michael Auer sicher. Wenn andere schneller werden und inzwischen Hochtechnologie zu Tiefstpreisen produzieren, dann braucht es anderer Verhaltensweisen, um weiterhin erfolgreich zu sein. Was sich anbahnt, ist mehr oder weniger ein Paradigmenwechsel – weg vom „not invented here“ und Verteidigen des Vorhandenen, hin zum gemeinsamen Stürmen für Neues, hin zum Teilen.
Wenn Teilen das neue Haben ist, wird die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Unternehmen zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Wertschöpfung. All dies muss im Kopf stattfinden und ist letztlich eine Frage des Vertrauens und der Fähigkeit zur Kooperation, die in der Wahrnehmung der jüngeren Generation leichter fällt. Es ist ja nicht nur so, dass die Kooperation Wissen ins eigene Unternehmen befördert. Dieses muss vielmehr seinen Innovationsprozess für einen oder mehrere Partner öffnen. Die Initiative PRO i SIGN will dazu beitragen, dass für die beteiligten Unternehmen gilt: Methodisches Vorgehen statt Bauchgefühl. Innovieren im Verbund statt Herumwursteln. Ein gemeinsam, wenn nicht gar mit einem Wettbewerber entwickeltes Produkt, das es so noch nicht gibt. Eine Neuheit, die bis zu einer bestimmten Wegmarke kooperativ entsteht und gemeinsam, aber auch getrennt vermarktet wird.
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile
Vieles ist möglich in diesem Zusammenspiel zweier oder mehrerer Problemlöser. Mit der PRO i SIGN-Auszeichnung ist kein „Preisgeld“ verbunden. Wohl aber begleiten professionelle Kümmerer den Prozess inhaltlich mit. Die Initiatoren stellen hierbei die Potenziale ihrer Netzwerke zur Verfügung und folgen selbst dem PRO i SIGN-Gedanken, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.
„Dafür erhalten die Partner als Mehrwert einen immensen Kompetenzaufbau“, nennt Volker Schiek den Nutzwert. Gewiss müssten sie einiges tun. Sich zu qualifizieren, einzubringen und in den Prozess hineinzufinden, sei nicht mit links zu machen. Auch abgeben zu können, um mehr zu erhalten, ist für ihn ein wichtiger Teil des Vernetzungskonzeptes. Etwa internes Wissen für die Partner verfügbar zu machen. „Diese Kooperationen sind völlig anders gestaltet als etwa bei Aufträgen“, betont Industrieanzeiger-Chefredakteur Werner Götz. Überdies müsse in anderen Wertschöpfungsketten gedacht werden.
In dieser Konstellation ist Vertrauen unabdingbar. „Echtes Netzwerken setzt tatsächliches Commitment voraus“, bringt es Michael Auer auf den Punkt. „Wir stellen die Methoden und Prozesse dazu bereit und helfen, das Vertrauen aufzubauen.“ Die Kümmerer nehmen sich hier selbst in die Pflicht. Immerhin ist der Anspruch der Initiative nicht gering: „Mit PRO i SIGN“, gibt Mitinitiator Jürgen R. Schmid ein Versprechen ab, „wollen wir Unternehmen zu Champions machen.“ „Dabei wollen wir die guten Beispiele von Unternehmensnetzwerken und Partnerschaften fördern, um so weitere Mehrwertpartnerschaften anzuregen“, sagt Wolfgang Wolf. Seinen Zweck erfülle ein PRO i SIGN-Projekt dann, wenn jemand mit Partnern ein Zeichen setze, das er im Alleingang nicht hätte setzen können, meint Volker Schiek. „Genau das ist Synergie mit Ausrufezeichen“, fasst Michael Auer das Vorhaben zusammen. I
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