Große Formen mit tiefen Gravuren und komplexen Geometrien für den Kunststoffspritzguss zu fertigen, ist die Königsdisziplin. Die Oberflächen müssen absolut makellos sein und gleichzeitig enge Toleranzen hinsichtlich Maßhaltigkeit und Passgenauigkeit der Kunststofferzeugnisse erfüllen. Zusätzlich ist ein hoher Verschleißwiderstand des Materials wichtig, um eine möglichst hohe Produktivität in der Fertigung zu erzielen. Eine homogene Härte des eingesetzten Formenstahls ist eine zentrale Voraussetzung, um den steigenden Anforderungen Rechnung zu tragen. Eine Aufgabe, der längst nicht jeder Stahlproduzent gewachsen ist. Das gilt insbesondere für die Bereitstellung von hochwertigen Stahlblöcken für groß dimensionierte Kunststoffformen.
Die Deutschen Edelstahlwerke, ein Unternehmen der Schmolz + Bickenbach-Gruppe, ist Experte im Bereich Werkzeug- und Formenstahl und setzt konsequent moderne Prozesstechnologien ein. Dadurch verfügt das Unternehmen über den erforderlichen Handlungsspielraum bei der marktgerechten Weiterentwicklung seiner Stahlprodukte. Weltweit ist der Bedarf an vorvergüteten Kunststoffformenstählen mit hoher Härte in den letzten Jahren gestiegen. Egal, ob für weiße Ware, für Fahrzeuginterieur und -exterieur oder für Elektronikgeräte – Spritzgießern wird eine höchstmögliche Schusszahl bei einer Spitzenqualität abverlangt. Diese Leistungsfähigkeit ist wettbewerbsentscheidend. Die Deutschen Edelstahlwerke haben diesen Trend zum Anlass genommen, um den bewährten Kunststoffformenstahl Formadur 320 insbesondere in Bezug auf die Härte anforderungsgerecht weiterzuentwickeln.
Hohe Härte, aber gut bearbeitbar
Um die Marktbedürfnisse optimal zu erfüllen, hat der Hersteller gemeinsam mit ausgewählten Anwendern den neuen Formadur 400 entwickelt und zur Serienreife geführt. Mithilfe umfangreicher Zerspanungs- und Tieflochbohrversuche sowie Simulationen der Durchhärtbarkeit wies die Neuentwicklung des Stahlproduzenten die benötigten Werkstoffeigenschaften für die Verarbeitung und den Einsatz des Spezialstahls nach. Positive Rückmeldungen von Anwenderseite bestätigen den Erfolg.
Mit einer Härte von 365 bis 410 HB bis in den Kern ist der Formadur 400 einer der härtesten vorvergüteten Formenstähle am Markt. Dieses Material lässt sich durch den gleichmäßigen Härtegrad präzise in Form bringen. Durch Polieren erzielt der Formenbauer ein extrem hochwertiges Oberflächenfinish der Form. Auf diese Weise werden jegliche Unebenheiten am Kunststofferzeugnis wirkungsvoll vermieden. Gleichzeitig weist Formadur 400 einen gesteigerten Verschleißwiderstand auf, was wiederum die Produktivität beim Kunststoffspritzgießen erhöht. Die mechanisch-technologischen Eigenschaften des Werkstoffs sind dahingehend optimiert, dass vielfältige Bearbeitungsoperationen möglich sind: Zerspanen, Schweißen, Narbätzen und Polieren. Für noch höhere Ansprüche an die Polierbarkeit bieten die Deutschen Edelstahlwerke den Formadur 400 in der per Elektro-Schlacke-Umschmelz-Verfahren (ESU) umgeschmolzenen Superclean-Variante an.
Stahlproduktion nach Geheimrezept
Die optimale chemische Zusammensetzung des Werkstoffs ist die Voraussetzung für die benötigte Durchhärtbarkeit und die Homogenität. In ihrem Stahlwerk in Witten schmelzen die Deutschen Edelstahlwerke sortenreinen Stahlschrott und ausgewählte Legierungsbestandteile in einem 130-t-Elektrolichtbogenofen. In der Sekundärmetallurgie werden dem Stahl anschließend störende Gas- und Sauerstoffgehalte entzogen und durch Mikrolegierung wird die Feinanalyse eingestellt. Selbst kleine Unreinheiten im Stahl können Auswirkungen auf die Kunststoffform und damit auf die Oberflächenqualität des Bauteils haben.
Für die Erfüllung hoher Anforderungen an die Polierbarkeit verbessert der Stahlhersteller die Reinheit des Stahls per ESU-Verfahren. Das ist der wichtigste Schritt in der weiteren Veredelung des Formadur 400 zur Superclean-Variante. Der Unterschied in der erreichbaren Oberflächengüte ist nachweisbar und wird von Anwendern gefordert, die komplizierte High-End-Produkte herstellen. In den Werken Hattingen, Krefeld oder Witten erfolgt die Wärmebehandlung der geschmiedeten oder gewalzten Stahlprodukte. Die Anlagentechnologie der Deutschen Edelstahlwerke kann Stahlprodukte mit bis zu 50 t Gesamtgewicht vergüten. Das ist ein echter Wettbewerbsvorteil und die Voraussetzung für die homogene Härte auf hohem Niveau.
Anwenderindividuelle Spezialstähle
Die Qualitätsanforderungen an Kunststofferzeugnisse wie TV-Gehäuse und Heckklappen steigen weltweit. Kunststoffspritzgießer stehen vor der Herausforderung, Spitzenqualität zu marktgerechten Preisen anzubieten. Mit dem steigenden Bedarf an Kunststoffformen mit einer verbesserten Polierbarkeit und Verschleißbeständigkeit steigt auch die Nachfrage nach hochleistungsfähigen Spezialstählen. Die Deutschen Edelstahlwerke verfügen über jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklung hochwertiger Werkzeug- und Formenstähle. Mit dem Formadur 400 hat das Unternehmen eine Lösung auf den Markt gebracht, die sich durch eine hohe Härte, exzellente Polierbarkeit und gute Bearbeitbarkeit auszeichnet. In Partnerschaft mit Anwendern entstehen kundenindividuelle Spezialstähle, die die Herstellung hochwertiger und komplexer Kunststoffformen wirtschaftlicher machen und die Qualität auf ein höheres Niveau heben. bec
Detaillierte Informationen zu Kunststoffformenstählen: