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Von der Idee zur Serie

Albert Handtmann Holding GmbH & Co. KG, Biberach
Von der Idee zur Serie

Kaum ein mittelständisches Familienunternehmen ist so vielschichtig aufgebaut wie die Albert Handtmann GmbH & Co. KG in Biberach. Ein Grund dafür ist sicherlich das von der Führungsspitze vorgelebte Innovationsklima, in dem Ideen auch abseits des ursprünglichen Kerngeschäfts zur Serienreife gedeihen.

Exklusiv in KEM Der Autor: Jens-Peter Knauer Redakteur der KEM

Das jüngste Kind der Handtmann-Gruppe hört auf den Namen KW Technologie GmbH & Co. KG und befasst sich unter anderem mit der Entwicklung einer neuartigen Einspritztechnik für Verbrennungsmotoren. Die inzwischen patentierte Technologie basiert auf einer Idee Arthur Handtmanns, der als Vorsitzender des Beirats mit seinen 87 Jahren noch immer fast jeden Tag in der Firma weilt. KW steht übrigens – ganz Familientradition – für die Initialen des Mädchennamens seiner Mutter Kathleen Wallace. Doch dazu später.
Die neue Einspritzdüse soll mithilfe der Doppelstrahltechnologie für eine bessere Zerstäubung des Kraftstoffes im Brennraum sorgen: Zwei Kraftstoffstrahlen werden durch speziell angepasste Düsenköpfe aufeinander geschossen und auf diese Weise zu winzigen Tröpfchen zerstäubt. Die Technologie benötigt einen deutlich geringeren Kraftstoffdruck als bisher übliche Injektoren, was den hydraulischen Wirkungsgrad des Einspritzsystems signifikant verbessert. Derzeit laufen die Validierungen – erwartet werden Verbrauchs- und Emissionsreduzierungen.
„Wir entwickeln auch manchmal ohne den direkten Auftrag eines potenziellen Kunden“, erläutert Thomas Handtmann, seit 1998 Geschäftsführer in der nunmehr vierten Generation, und ergänzt in breitem Schwäbisch: „Mir lasset die Leit schaffe!“ Heißt soviel wie: Wer eine Idee hat, der bekommt auch den Freiraum und die Unterstützung, sie weiterzuentwickeln.
Diese Maxime zieht sich durch die gesamte Firmengeschichte seit den Ursprüngen vor 141 Jahren. 1873 gründet der Glockengießer und Mechanikermeister Christoph Albert Handtmann in Biberach eine Messinggießerei. Noch im selben Jahr beginnt er mit der Herstellung von Armaturen für Obstbrennereien und Sudhäuser. Für viele Jahre ist das ein einträgliches Geschäft für den Kleinbetrieb, auch als 1919 die Söhne Karl Albert und Adolf Karl Handtmann das Ruder übernehmen. Letzterer heiratet die Engländerin Kathleen Wallace, das Paar bekommt drei Söhne. Zwei von ihnen verlieren die Handtmanns im 2. Weltkrieg, nur der jüngste – Arthur Handtmann – kehrt nach Biberach zurück. Unter ihm soll sich schließlich der Wandel zur weltweit tätigen Unternehmensgruppe vollziehen.
Wenn es um die Wurst geht
Eigentlich möchte der junge Mann Lehrer werden, dennoch tritt er 1946 als Gesellschafter in die Firma ein, die zu diesem Zeitpunkt 20 Mitarbeiter beschäftigt. Nach dem Studium zum Maschinenbauingenieur, das er 1950 abschließt, beginnt er, den Betrieb von einer Schwermetallgießerei auf eine Aluminiumleichtmetallgießerei umzustellen.
Drei Jahre später entwickelt er gemeinsam mit dem Ingenieur Hans Müller Maschinen für die Abfüllung und Portionierung von Lebensmitteln – daraus entsteht 1954 die Albert Handtmann Maschinenfabrik. Mit drei Mitarbeitern gestartet, ist das Unternehmen heute weltweit an über 100 Standorten mit eigenen Verkaufsniederlassungen oder Vertriebspartnern vertreten. Wenn es um die Wurst geht, sind die Maschinen aus Biberach auf der ganzen Welt gefragt. So sehr, dass Wettbewerber aus China schon mal eine detailgetreue Kopie anfertigen. Thomas Handtmann nimmt das mit Humor zur Kenntnis: „Besser, sie kopieren uns als einen anderen.“ Parallel zu dem Geschäft mit Fleischereimaschinen entwickelt Arthur Handtmann die Gießereitechnik weiter, beginnt 1954 mit dem Kokillenguss und nimmt 1961 den Aluminium-Druckguss in das Produktionsprogramm auf.
Hochleistungskunststoff – natürlich gegossen
Mit der Gründung der Elteka Kunststofftechnik betritt Handtmann sieben Jahre später Neuland. Das Unternehmen entwickelt den Hochleistungskunststoff Lauramid: Niedrigviskose Schmelze wird drucklos in Formen gegossen und polymerisiert im Gusswerkzeug zu diesem hochmolekularen Werkstoff aus. Mit dieser Innovation geht das Unternehmen einen weiteren Schritt Richtung Zukunft, ohne sich dabei von seinen Wurzeln zu lösen, wie Thomas Handtmann bestätigt: „Mein Vater liebt das Gießen“, erklärt er augenzwinkernd.
Lauramid lässt sich in nahezu jede beliebige Form gießen. Im Verbund mit Metall ermöglicht das spezielle Verfahren aufgrund der zäh-harten Materialcharakteristik des Kunststoffs die Herstellung von Halbzeugen mit unlösbar eingegossenen Stahlarmierungen. Der Metallkern sorgt für zusätzliche Stabilität. So gehört die Elteka heute zu den weltweit führenden Herstellern von technischen Kunststoffen.
Auf Marktveränderungen hat Handtmann immer eine Antwort parat. Mit der Übernahme der A-Punkt Automation beispielsweise steigt das Unternehmen 1989 in die Herstellung von CNC-gesteuerten Hochgeschwindigkeits-Mehrachsenzentren ein. 2003 wird die Handtmann Systemtechnik gegründet, die sich mit der Fertigung und Montage von Systemkomponenten und Systemen für die Automobilindustrie beschäftigt. Und die stetig ausgebaute Armaturenfabrik liefert heute Brauereianlagen in alle Welt. „Wer sich nicht bewegt, wird überholt“, lautet die Maxime.
So wächst die Firmengruppe auf nunmehr knapp 3000 Mitarbeiter, die einen Umsatz von rund 580 Mio. Euro erwirtschaften – den Großteil im Metallguss. Jahr für Jahr investiert man zwischen 20 und 50 Mio. Euro in den Ausbau der Aktivitäten. 2014 wird es noch mehr sein, wenn das neue Leichtmetallgusswerk in China die Produktion von Getriebe- und Kupplungsgehäusen aufnimmt – mit einem Jahresvolumen von einer Million Stück. Das hat sich der Glockengießer Albert Handtmann in seinen kühnsten Träumen sicher nicht vorstellen können. I

Info & Kontakt
Albert Handtmann GmbH & Co. KG Tel.: 07351 342-0 info@handtmann.de www.handtmann.de
Direkt zum Imagefilm der Handtmann-Gruppe
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