Industriegetriebe bieten im Vergleich zu anderen Getriebebauarten besonders variable Möglichkeiten zur anwendungsspezifischen Antriebsprojektierung. Vorgetriebestufen und Hilfsantriebe können installiert und die Antriebe auf eine Motorschwinge gesetzt werden. Damit lassen sich große Übersetzungen und ein hervorragendes Leistungsgewicht bei kompakten Abmessungen erreichen.
Soweit möglich, sind Getriebehersteller immer bemüht, ihre Produkte mit einem einteiligen Blockgehäuse auszustatten, weil dies die größte Leistungsdichte erlaubt. Nach eigenen Angaben gelingt es jedoch bisher nur dem norddeutschen Antriebsspezialisten , Getriebe mit sehr hohen Abtriebsdrehmomenten bis 250 kNm mit einteiligem Gehäuse auszustatten. Andere Anbieter müssen bei den großen Baugrößen auf Teilfugengehäuse wechseln. Sie sind daher gezwungen, geeignete Maßnahmen gegen die Verzahnungskräfte zu ergreifen, um die Gehäusehälften zusammenzuhalten.
Industriegetriebe im Blockgehäuse
In der Regel geschieht dies durch mehr Materialeinsatz und eine größere Auslegung der Getriebe. Bei Nord sind die Industriegetriebe der Maxxdrive-Baureihe ebenso wie alle anderen Bauarten mit einem Blockgehäuse versehen. Alle Wellen und Zahnräder werden durch die Montageöffnung montiert, die keinen Axial- oder Radialkräften ausgesetzt ist. Die Gehäuse können daher schlank ausgeführt werden und haben eine hohe Toleranz für Lastspitzen und Stoßbelastungen. An den Gussgehäusen werden alle Lagerstellen und Dichtflächen in einer Aufspannung gefertigt. Dies resultiert in höchster Achsgenauigkeit, geringem Verschleiß und einem geräuscharmen Lauf. Das Unternehmen hat zudem die versetzte Wellenanordnung eingeführt. Das Know-how für Blockgehäusekonstruktionen aller Größen wird bei dem Hersteller seit der Erfindung dieser Bauart vor über 35 Jahren ständig weiter ausgebaut.
Flexibilität in Ausführung und Ausstattungsoptionen
Wie bereits einleitend erwähnt, lassen sich Industriegetriebe extrem flexibel für jeden Bedarf konfigurieren. Bei der Industriegetriebe-Baureihe sind die flexiblen Anbaurichtungen hervorzuheben: Jede der sechs Gehäuseseiten kann nach unten ausgerichtet werden. Daraus ergibt sich eine große Freiheit bei der Abtriebsrichtung, so können zum Beispiel Rührwerksantriebe über oder unter dem Behälter montiert werden. Die Getriebe sind als Kegelstirnrad- bzw. Winkelgetriebe verfügbar oder als achsparallele Stirnradgetriebe. Sie lassen sich daher optimal für den vorhandenen Einbauraum auslegen. Zudem ist ein spiegelbildlicher Einbau möglich. Das verringert die Zahl der Varianten und sorgt für schnelle Verfügbarkeit. Außerdem erlaubt diese Möglichkeit die Konfiguration komplett austauschbarer Doppelantriebe für Förderbandanlagen. Übersetzungen können mit zwei, drei oder vier Getriebestufen und bei Bedarf mit Vorgetriebe im Bereich von 5,54 : 1 bis über 30.000 : 1 feingestuft gewählt werden. An- und Abtriebswellen und Flansche projektiert der Hersteller passend zur Anlage. Der modulare Produktbaukasten des Herstellers enthält dafür eine Auswahl an Standardkomponenten. Für Getriebeöle und Dichtungen bestehen diverse Optionen, die Anwendungen in harschen Umgebungen ebenso wie in der Lebensmitteltechnik abdecken. Für die Konfiguration kompletter Antriebssysteme sind zusätzlich Hilfsantriebe, Bremsen, Drehmomentstützen, Rücklaufsperren, Motorschwingen und Motoren und Antriebselektronik verfügbar. Branchenmanager beraten bei der Auslegung. Für alle Einsatzbedingungen stehen zudem geeignete Temperaturmanagementlösungen zur Verfügung.
Extruderflansche ergänzen das System
Die jüngste Ergänzung im Maxxdrive-System sind Extruderflansche, wurde auf der Hannover Messe 2017 vorgestellt. Extruder kommen unter anderem in der Verarbeitung von Kunststoff und Gummi zum Einsatz, beispielsweise bei der Herstellung von Rohren und Profilen. Im Nenndrehmomentbereich von 15 kNm bis 80 kNm bietet der Hersteller je Industriegetriebebaugröße zwei bis drei Flanschgrößen. So lassen sich nahezu alle üblichen Anschlussmaße adaptieren. Dr. Omar Sadi, Technischer Geschäftsführer bei Nord Drivesystems: „Es gibt relativ wenige Hersteller von Extruderflanschen. Daher stellen wir eine Nachfrage nach kosteneffizienten Angeboten fest. Kunden profitieren bei uns davon, dass sie den Antrieb aus einer Hand bekommen. Wir liefern ihnen eine robuste, langlebige Lösung.“ Sadi erklärt weiter: „Bei der Kunststoffextrusion wird zähflüssige Masse über eine Schnecke ausgetrieben. Dadurch wirken sehr starke Axialkräfte auf die Abtriebswelle und die Lager. Wir statten Extruderantriebe daher mit großzügig dimensionierten Drucklagern aus, die die Prozesskräfte sicher aufnehmen.“ In Hannover stellte das Unternehmen einen kompletten Extruderantrieb aus: Der kleinste mit 15 kNm Nenndrehmoment war mit einem IE3-Asynchronmotor mit 22 kW Anschlussleistung und Umrichter ausgestattet. Der Frequenzumrichter Nordac Flex ermöglicht eine genaue Drehmomentüberwachung, die für die Steuerung.
Es besteht eine starke Nachfrage nach Getrieben mit dieser großen Flexibilität an Ausstattungsoptionen. Daher hat der Hersteller sein Sortiment in den letzten Jahren immer weiter aufgefächert. Zuletzt sind zwei Industriegetriebe für Nenndrehmomente von 15 bzw. 20 kNm neu dazugekommen. Die Baureihe umfasst damit nun elf Getriebegrößen, die Abtriebsmomente bis 250 kNm erreichen. Das Spektrum überschneidet sich gezielt zum Teil mit den bereits verfügbaren Baureihen im selben Leistungsbereich: Block-Stirnradgetriebe, Block-Flachgetriebe und Block-Kegelradgetriebe. Diese Überschneidung erlaubt es Kunden, genau die Lösung auszuwählen, die am besten passt. Das Unternehmen projektiert auf Basis der Industriegetriebe komplette Antriebssysteme für den Schwerlastbetrieb samt Motoren und Antriebselektronik. jg
Details zu den Maxxdrive-Getriebemotoren:
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„Wir statten Extruderantriebe daher mit großzügig dimensionierten Drucklagern aus.“
