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Eine Nummer länger

Zahnriemen in Luftkissenbooten
Eine Nummer länger

In zwei neuen Hovercrafts setzt der britische Hersteller Griffon Hoverwork auf Synchrochain- Carbon-Zahnriemen von Contitech. Es handelt sich dabei um die bisher längsten Polyurethan-Riemen in endloser Ausführung, die je gefertigt wurden. Sie treiben die Propeller und Gebläse der Boote an, die in der Fährverbindung zwischen Portsmouth und der Isle of Wight zum Einsatz kommen.

Der Autor: Dietmar Pohl, Anwendungstechniker, Contitech, Hannover

Griffon Hoverwork stattet die Antriebe seiner Luftkissenfahrzeuge bereits seit geraumer Zeit mit Zahnriemen aus. Polyurethan-Zahnriemen mit Carbonzugstrang in endloser Ausführung, die die Fünf-Meter-Marke überschreiten, sind indes neu. Contitech stellt die Riemen vom Typ Synchrochain Carbon am Standort Dannenberg her, die dazu verwendeten Formen wurden eigens für Griffon Hoverwork angefertigt. „Wir sind derzeit der einzige Hersteller, der Zahnriemen in den erforderlichen Längen liefern kann“, sagt Barrie Oldham, Industrial Sales Director Contitech UK.
Vom Luftkissenprinzip zum Hovercraft
Hovercrafts sind amphibische Fahrzeuge, sie fahren auf nahezu jedem Untergrund. Ihr Rumpf ist mit einer Schürze aus Verbundstoffen versehen. Durch ein Gebläse wird der Luftdruck unterhalb des Fahrzeugs aufgebaut, wodurch ein permanentes Luftkissen im umkleideten Bereich entsteht. Auf diesem schwebt das Fahrzeug berührungslos etwa 1,6 m über dem Untergrund. Der Vortrieb erfolgt über Propeller am Heck, die Steuerung über Seitenruder.
Grundlegende Prinzipien des Hovercrafts wurden bereits Anfang des 20. Jahrhunderts beschrieben. Der Durchbruch gelang jedoch erst in den frühen 1950er-Jahren, als der britische Ingenieur Christoper Cockerell mit einem Fön und leeren Blechdosen das Luftkissenprinzip nachwies. Er nannte seine Erfindung Hovercraft und meldete sie 1955 zum Patent an. Vier Jahre später überquerte das erste vollwertige Luftkissenboot, die Sanders Roe Nautical One (SR.N1), den Ärmelkanal. „Einige aus unserem Team haben seinerzeit bei der British Hovercraft Corporation an der Entwicklung des Hovercrafts mitgearbeitet“, sagt Selina Kefford, Marketing Manager und Sales Support Griffon Hoverwork. „Ihre Kenntnisse und Erfahrungen fließen bis heute in unsere Produktentwicklung ein.“ Heute gibt es für Hovercrafts zahlreiche Anwendungsgebiete, vom Grenzschutz über die Küstenwache bis hin zur Katastrophenhilfe. Darüber hinaus werden sie auch für Fährverkehre genutzt – wie dem zwischen Portsmouth und der Isle of Wight.
Neue Serie, neue Riemenlösung
Die beiden neuen Luftkissenfahrzeuge werden ebenfalls auf dieser Linie zum Einsatz kommen. Sie verfügen über je zwei Propeller und Gebläse, die im Zusammenspiel für die Fortbewegung sorgen. Es sind die ersten beiden Luftkissenboote der neuen 12000TD-Serie von Griffon Hoverwork. „Sie verbinden Tradition und Erfahrung mit den fortschrittlichsten Technologien, die heute im Hovercraft-Bau eingesetzt werden“, sagt Kefford. Mit einer Länge von 22 m und einer Breite von 10 m nehmen die Fahrzeuge fast die Fläche eines Tennisplatzes ein, ihre Höhe beträgt 7 m. Sie befördern bis zu 88 Personen. Angetrieben werden sie mit Zahnriemen des Typs Synchrochain Carbon.
In den Hovercrafts arbeiten je zwei Dieselmotoren mit 793 kW (1079 PS). Jeder Motor treibt jeweils ein Radialgebläse und einen Propeller an. Die Motorleistung liegt an einer Hauptwelle an, die mit zwei Zahnscheiben versehen ist. Dabei verbindet ein 5502 mm langer, 220 mm breiter Synchrochain Carbon die Hauptwelle mit dem rund zwei Meter hohen Propeller, während ein 4956 mm langer, 60 mm breiter Zahnriemen desselben Typs die Verbindung zum Radialgebläse herstellt, das einen Durchmesser von rund 0,5 m aufweist. Da Griffon Hoverwork bereits seit Jahr und Tag auf Zahnriemen setzt, drängt sich eine Frage auf: Warum werden jetzt so lange Riemen erforderlich? „Wir bauen die Motoren in den Fahrzeugen der 12000TD-Serie so tief wie möglich ein, um einen optimalen Lastenschwerpunkt zu erzielen“, erklärt Kefford. „Gleichzeitig verwenden wir Propeller mit dem größtmöglichen Durchmesser, denn sie bewegen sich langsamer als kleinere Pendants und sind somit leiser. Um die tiefliegenden Motoren mit den großen Propellern zu verbinden, benötigen wir entsprechend lange Riemen.“
Breitere Bauform für höhere Betriebssicherheit
Neben ihrer rekordverdächtigen Länge sind die Riemen auch recht breit dimensioniert, um eine erhöhte Betriebssicherheit zu gewährleisten. „Wir haben uns für eine etwas breitere Bauform entschieden, als erforderlich gewesen wäre – einfach, um den Riemen eine noch höhere Lebensdauer zu geben.“ Die Zusammenarbeit funktionierte reibungslos: Gemeinsam mit Barrie Oldham, der permanent im persönlichen Kontakt zu Griffon Hoverwork stand, wurde anhand der Antriebsdaten von Griffon Hoverwork eine maßgeschneiderte Riemenlösung erarbeitet. Kefford bringt es auf den Punkt: „In einer gelungenen Partnerschaft haben wir gemeinsam einen Zahnriemen entwickelt, der lang genug für den Antrieb unserer Hovercrafts ist.“ Die Luftkissenboote werden voraussichtlich im April kommenden Jahres den Betrieb aufnehmen. I
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