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Neues Aufzugssystem von Thyssenkrupp verkürzte Wartezeiten der Nutzer

Management von Prozess-Lebenszyklen
Neues Aufzugssystem von Thyssenkrupp verkürzte Wartezeiten der Nutzer

Weltweit absolvieren über zwölf Millionen Aufzüge sieben Milliarden Fahrten pro Tag und befördern dabei über eine Milliarde Menschen. Ein neues Aufzugssystem von Thyssenkrupp verkürzt die Wartezeiten der Nutzer. Das Unternehmen Binz Hoch3 half bei der Entwicklung mit seiner ausgefeilten Art des Managements von Projekten.

Ulrich Sendler, unabhängiger Technologieanalyst und Autor in München

In nur einem Jahr verbrachten New Yorker Büroangestellte insgesamt 16,6 Jahre mit dem Warten auf Aufzüge, wohingegen sie lediglich 5,9 Jahre in den Aufzügen selbst verbrachten. Dieses Ergebnis erbrachte eine Studie von Studenten der Columbia University, USA, zur Aufzugslogistik bereits im Jahr 2010. Seit 160 Jahren basiert das System des Aufzugs auf der Nutzung von Seilzügen, mit denen eine Kabine in einem Schacht gehalten, bewegt und gebremst wird. Das Seil stellt durch sein Eigengewicht schon bei mehr als 500 Metern Länge eine kritische Größe dar. Diese Technik ist eine Grenze beim Bau nach oben, während Türme von mehr als 1000 Meter in greifbare Nähe rücken. Um die kostbare Zeit der Fahrgäste nicht zu vergeuden, wird außerdem eine Lösung benötigt, die die Wartezeit verkürzt und nicht einfach nur die Geschwindigkeit der Aufzüge erhöht.

Revolution in der Aufzugslogistik

Thyssenkrupp hatte vor einigen Jahren eine neue Idee: Der Aufzug Multi arbeitet mit Linearmotoren, deren Technologie sich das Unternehmen mit der Übernahme von Transrapid ins Haus geholt hat. Unabhängig voneinander und ohne Seil fahren die Kabinen. Ein sogenannter Exchanger sorgt dafür, dass die Kabine auch seitlich verfahren und einen anderen Schacht erreichen kann. Er ist an der Rückwand der Kabine angebracht und erlaubt über einen zusätzlichen Motor, Antrieb und Laufschienen der Kabine um 90 Grad zu drehen. Auf diese Weise lassen sich mehr Kabinen in weniger Schächten unterbringen. Der Platzbedarf sinkt um bis zu 50 Prozent, die Förderleistung steigt um 50 Prozent, und die Wartezeit beträgt maximal 15 bis 30 Sekunden.

Bei der Entwicklung des neuen Aufzugssystems half der Dienstleister Binz Hoch3. Als Fabian Binz 1993 in Gaggenau bei Karlsruhe den Sprung in die Selbständigkeit machte, war sein Wettbewerbsvorteil insbesondere die Fähigkeit zum professionellen Umgang mit 3D-Modellierung. Ursprünglich als reiner CAD-Konstruktionsdienstleiter gestartet, entwickelte sich das Unternehmen zu einem kompetenten und gefragten Partner in der Produktentwicklung für Bauteile, komplette Baugruppen und Systeme. Dem 16-köpfigen Team um Fabian Binz steht heute eine ganze Palette von Hard- und Software zur Verfügung: für CAD Catia V5, Siemens NX, Solid Works und lnventor, für Simulation Siemens NX Advanced Simulation, Catia FEM, Catia Kinematik, als Datenbanken Smarteam, Teamcenter und Vault.

Digital vernetztes Projektmanagement

Nach erfolgreicher und schneller Vorentwicklung wurde Binz Hoch3 mit der Ausführung einiger Herzstücke des neuen Systems betraut. Dazu gehört der Exchanger, und auch der Motor für seine Drehung basiert auf dem ursprünglichen Konzept. Da das Gewicht nicht mehr für die sichere Reibung benötigt wird, sind Leichtbau und minimale Größe der Bauteile für bessere Raumnutzung im Gebäude gefragt. „Unsere Spezialisten“, erklärt Fabian Binz, „haben schon in der Vorentwicklung Türschließmechanismen mit Faserverbundwerkstoffen entworfen, bei denen mit geradezu hauchdünnen Plättchen die Schachttüren gleichzeitig mit den Kabinentüren zu bewegen sind. Und der konzipierte Motor zur Drehung des Exchangers braucht nicht einmal zehn Zentimeter in der Tiefe.“ Für das Management der Projekte hat Fabian Binz mit seinem Team eine eigene Methode entwickelt. Eine webbasierte Software gestattet den rollenbasierten Zugriff aller Mitarbeiter, vor allem aber auch der Kunden auf die Projektdaten. Sie wurde bei Binz Hoch3 so konfiguriert, dass das standardmäßig enthaltene Ticketsystem exakt für ihre Dienstleistungen passt. Das System ersetzt, was sonst über Lasten- und Pflichtenhefte geregelt wird. Das Ticket beinhaltet die Aufgabe inklusive ihrer detaillierten Beschreibung, die kompletten Arbeitsumfänge und natürlich die Verantwortlichen.

Von der Verantwortung des Konstrukteurs über die Inhalte jeder Teilaufgabe bis zur Freigabe durch den Projektleiter bei Binz Hoch3 und beim Kunden gibt es auch bei komplexen Projekten keine verborgenen Tätigkeiten, die zu überraschender Verzögerung oder Verteuerung führen.

Dr. Thomas Kuczera, im neuen Entwicklungsteam von Thyssenkrupp für die Multi-Produktlinie Leiter der Mechanikentwicklung, nennt gerade diese Art des Projektmanagements, das Kommunizieren über das Internet, als einen besonders attraktiven Punkt der Zusammenarbeit. Ganz nebenbei entfällt dabei übrigens auch der nach Aufgabenerledigung üblicherweise anfallende Lieferschein.

Kommuniaktion im Fokus

Jeder Beteiligte hat Zugriff auf ein weiteres System, das alle wichtigen Schritte, Ideen und Etappen eines Projektes und seiner Teilprojekte fortlaufend dokumentiert: Darüber hat auch der Kunde schon lange vor Abschluss und Freigabe Zugriff auf Skizzen, Bilder und Beschreibungen von Problemen und ihren Lösungen. Alle Informationen sind zentral in einem System abgelegt und dokumentiert. Informationen fließen über den gesamten Projekt-Lebenszyklus. Von der ersten Idee bis zur Abnahme einer Lösung ist hier auch nach Jahren nichts verloren, selbst wenn es zu bestimmtem Zeitpunkt in den Hintergrund treten oder sogar als Lösungsmöglichkeit ausscheiden musste.

Kommunikation ist auch in dieser Art der Projektorganisation ein zentrales Element. Die Spezialisten sind nie auf sich gestellt. In regelmäßigen Abständen sitzen sie am Besprechungstisch oder sind per Web-Konferenz zugeschaltet. Dann erfahren alle, was gerade in welchem Projekt erreicht wurde oder wo es klemmt. Fabian Binz: „Ideen werden größer, wenn man sie teilt. Deshalb sehe ich unsere Aufgabe vor allem darin, dieses Netzwerk bereitzustellen und zu pflegen. Wenn Kunden unsere engagierten Mitarbeiter sehen, dann müssen sie immer wissen, dass dahinter auch noch dieses wichtige Netz steht.“ eve

Mehr Informationen zum Multi und anderen Aufzugssystemen: http://hier.pro/M4ra7

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