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Robust und leise

Schlüsselfertiges Energieführungssystem ermöglicht den effizienten Betrieb einer Containerbrücke
Robust und leise

Ship-to-Shore-Verladesysteme bilden eine Brücke zwischen Containerschiffen und Hafenanlagen und ermöglichen so eine einfache Be- und Entladung der Frachträume. Die Anlagen einschließlich aller Komponenten müssen besonders robust und hochverfügbar sein, um Ausfälle und Stillstands- zeiten zu vermeiden. Bei einem Kran einer Umschlaganlage in Ludwigshafen wurde jetzt die alte, störanfällige Energieführungskette durch ein schlüsselfertiges System von Tsubaki Kabelschlepp ersetzt – eine stabile Konstruktion mit minimiertem Gelenkverschleiß.

Der Autor: Peter Sebastian Pütz, Key Account Manager/Business Development bei Tsubaki Kabelschlepp, Wenden-Gerlingen

Mit einer Jahrestransportleistung von 2 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit, deutsch Standardcontainer) ist Contargo eines der marktführenden Container-Hinterlandlogistik-Netzwerke in Europa. „Wir integrieren den Containerverkehr zwischen den Westhäfen, den deutschen Nordseehäfen und dem europäischen Hinterland“, erklärt Andreas Roer, Geschäftsführer der Contargo Rhein-Neckar GmbH. „Contargo ist in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz präsent.“ Das Unternehmen verfügt über eigene Terminals als Knotenpunkte und eigene Transportlinien per Binnenschiff, Zug und Direkt-Lkw.
Zu laut, ständig defekt – eine desolate Ausgangslage
Die Contargo Rhein-Neckar GmbH betreibt trimodale Terminals im Ludwigshafener Kaiserwörthhafen und im Mannheimer Handelshafen. „Trimodal heißt, dass die Übergänge von Schiff zu Bahn und Lkw perfektioniert sind“, so Andreas Roer. Dazu tragen maßgeblich Ship-to-Shore-Verladebrücken bei, die in den Terminals für den reibungslosen Transport der Container zwischen den Schiffen und dem Festland sorgen. „Diese speziellen Krane laufen rund um die Uhr und werden stark beansprucht “, erläutert Roer. Eine der Containerbrücken in Ludwigshafen konnte den hohen Leistungsanforderungen allerdings nicht mehr genügen: Sie musste wöchentlich gewartet werden, was mit entsprechenden Stillstandzeiten und Ausfallskosten verbunden war. Zudem war der Kran im Betrieb extrem laut: Kreischende Geräusche hatten bereits zu Beschwerden aus den angrenzenden Wohngebieten geführt.
Das Problem bestand allerdings nicht im Kran selbst, sondern in der bis dato eingesetzten Energieführungskette. Sie verursachte den Lärm, was man zunächst mit einer Reihe von Maßnahmen zu beheben versuchte:
Im ersten Schritt wurde ein mitfahrender Grafitstift verbaut – was allerdings nicht zum gewünschten Ergebnis führte. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde ein Zentralschmiersystem installiert, das die Rollenlaufflächen am Führungskanal kontinuierlich schmieren sollte. Auch hier blieb der Erfolg weitestgehend aus, die Zentralschmierung führte lediglich zu einer erheblichen Verschmutzung der Anlage durch das Schmiermittel. Dies wiederum machte die knapp getakteten Wartungseinsätze nötig, häufig mussten zudem defekte Teile ausgetauscht werden. Im Frühjahr 2012 schließlich stieg die Kette auf und hing girlandenförmig neben dem Führungskanal, wodurch Kette und Leitungen beschädigt wurden. „Spätestens da war klar, dass wir ein neues Energieführungssystem benötigten“, erinnert sich Roer.
Gesucht: ein schlüsselfertiger Problemlöser
Contargo kontaktierte mehrere Anbieter und bat um Lösungsvorschläge. Trotz der schlechten Erfahrungen mit dem alten System sollte erneut eine Energieführungskette zum Einsatz kommen. „Bei unseren Containerbrücken gibt es dazu keine Alternative, hier eignet sich weder ein Festoon-System noch eine Stromschiene“, erläutert Roer. Der Hintergrund: Der Kran muss für ein kleineres Portal unterfahrbar sein, wobei ein Festoon mit herunterhängenden Leitungsschlaufen im Weg wäre. Beim Einsatz einer Stromschiene hingegen wäre die maximale Breite des Systems aufgrund der hohen Anzahl an Leitern deutlich überschritten worden.
Bei der Art der Energieführung sollte also alles beim Alten bleiben – ansonsten aber musste sich einiges ändern, vor allem bezüglich der Lautstärke. Die Verbesserungen in diesem Bereich sollten per Vergleichsmessungen eindeutig nachweisbar sein. Weitere Anforderungen waren eine wartungsfreundliche Konstruktion und eine hohe Anlagensicherheit. Und selbstverständlich mussten auch die allgemeinen Spezifikationen erfüllt werden: Für den Kran des Herstellers Gottwald wurde ein gegenläufiges System mit einem Verfahrweg von 109 m benötigt, das Geschwindigkeiten von bis zu 2 m/s, Beschleunigungen von bis zu 0,5 m/s2 und eine Zusatzlast von 17,2 kg unterstützt. „Nicht zuletzt wünschten wir uns ein Turnkey-System“, ergänzt Andreas Roer. „Das Projekt sollte vom Anbieter komplett konzipiert und realisiert werden, vom Rückbau des alten Systems bis zur Inbetriebnahme und Wartung der neuen Lösung.“
Nach der Sichtung der Angebote entschied sich Contargo für eine Zusammenarbeit mit Tsubaki Kabelschlepp: Vor allem die in Aussicht gestellte erhebliche Reduzierung der Geräuschemissionen und die durchdachte Konstruktion der Anlage überzeugte die Ludwigshafener. Die Arbeiten am Kran 2 des Terminals begannen im November 2012, im August 2013 erfolgte die Fertigstellung. Das Team rund um Projektleiter Thorsten Serapinas, Manager Project Engineering bei Tsubaki Kabelschlepp, implementierte ein schlüsselfertiges System, bestehend aus einer Energieführungskette inklusive Leitungspaket und einem Führungskanal mit aufklappbaren Abdeckungen und Aufstiegschutz.
Flexibel, robust und wartungsfreundlich
Bei der Kette fiel die Wahl auf den Typ MC1300 mit Gleitschuhen und RM-Stegen. „Die M-Serie gehört zu unserer flexiblen Vario-Line“, erklärt Werner Eul, Product Manager Cable Carrier Systems bei Tsubaki Kabelschlepp. „Es handelt sich dabei um eine multivariable Energieführung mit vielfältigen Stegvarianten.“ Die robusten Energieführungsketten überzeugen unter anderem mit einer besonders stabilen Konstruktion der Laschen und einem minimierten Gelenkverschleiß durch das Topf-Deckel-Prinzip: Dabei werden die Zug- und Schubkräfte nicht wie üblich über die Bohrung-Bolzen-Verbindung, sondern über das großflächige, gekapselte Anschlagsystem übertragen. Auswechselbare Gleitschuhe sorgen für eine lange Lebensdauer auch bei hoher Beanspruchung – wenn sie verschlissen sind, können sie einfach erneuert werden.
Die Typenreihe MC1300 ist mit lösbaren Aluminium-Rahmenstegen ausgerüstet, letztere sind in verschiedenen Massiv-Ausführungen erhältlich. Bei Contargo kommen Rahmenstege des Typs RM zum Einsatz. Sie sind vierfach verschraubt und beidseitig leicht und schnell zu öffnen. Mit einem maximalen Verfahrweg von 350 m, einer maximalen Verfahrgeschwindigkeit von 5 m/s und einer Beschleunigung von 25 m/s2 erfüllt die MC1300 sämtliche Rahmenbedingungen der Containerbrücke. Eine geschlossene, aber aufklappbare Dachkonstruktion bietet die gewünschte Wartungsfreundlichkeit und einen guten Schutz gegen die Elemente.
„Wir sind rundum zufrieden mit dem neuen System und der Zusammenarbeit mit Tsubaki Kabelschlepp“, bestätigt Andreas Roer. „Die neue Energieführungskette läuft im Vergleich zu ihrem Vorgänger sehr leise. Auch die durchdachte Gehäusekonstruktion hat alle unsere Erwartungen erfüllt.“ Entsprechend der guten Erfahrungen ist eine Ausweitung der Zusammenarbeit angedacht: Momentan gibt es bei Kran 1 in Ludwigshafen ähnliche Probleme wie ehemals bei Kran 2 – Grund genug, auch bei dieser Containerbrücke eine Generalüberholung des Energieführungssystems zu erwägen. I
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