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Gast der KEM: Carl Horst Poensgen

Geschäftsführer E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH, Altdorf
Gast der KEM: Carl Horst Poensgen

J. Ellenberger und H. A. Poensgen gründeten 1948 die ELPO GmbH, Altdorf bei Nürnberg. Das 100-prozentige Tochterunternehmen E-T-A präsentiert sich als international führender Hersteller von Geräteschutzschaltern und Elektronikkomponenten (ca. 30 000 Produktvarianten). Über diesen Erfolg sprach die Redaktion mit Carl Horst Poensgen, Firmengründer-Sohn und einer der drei amtierenden Geschäftsführer.

Das Interview führte Horst Böhland, Red. KEM

KEM: Herr Poensgen, von den Gründer-Vätern war Harald A. Poensgen der Kaufmann und Jakob Ellenberger der Techniker und Tüftler. Im Alter von 36 Jahren traten Sie in das Familienunternehmen E-T-A ein. Welches war die kaufmännisch weitreichendste Gründer-Entscheidung für den heutigen Vertriebschef Europa, Carl Horst Poensgen?
Poensgen: Das war vom Start weg die sofortige Globalisierung des Vertriebes. Zuerst mit Vertretern und Vertriebspartnern im Inland, bald aber auch im europäischen Ausland. Die ers-te Auslandsvertretung arbeitete in Holland ab 1949. Die erste ELPO-Tochter in den USA nahm bereits zehn Jahre nach Kriegsende ihre Tätigkeit auf. Dies war eine der ersten in den USA nach dem zweiten Weltkrieg überhaupt gegründete Niederlassung eines deutschen Unternehmens – eine Leistung unserer Väter, vor der man nicht nur aus kaufmännischer Sicht den Hut ziehen muss.
KEM: Die beiden Gründer leiteten dann Ende der 50er Jahre den Strategiewandel „weg von den Haushaltssicherungsautomaten, hin zum Geräteschutz“ ein. Was gilt von der damaligen ELPO-Prämisse noch heute?
Poensgen: Sie ist noch heute voll gültig. Geräte- und Anlagenschutz ist auch im neuen Jahrtausend das Leitthema für unsere Produkte. Selbstverständlich wurde seither das Produktspektrum im Elektromechanik-Bereich kontinuierlich erweitert und besonders im damals noch unbekannten Elektronik-Bereich neu aufgebaut. Dabei wurden, wie auch früher, viele unserer Standard-Produkte gemeinsam mit unseren Kunden entwickelt. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Trockenlaufschutz von Pumpen mittels Strömungsüberwachungsgeräten.
KEM: Was hat die heute im Management tätige zweite Unternehmergeneration H. Ellenberger (Entwicklung/Produktion), C. H. Poensgen (Vertrieb Europa) und Wm. F. Sell (Vertrieb Außer-Europa) nachhaltig verändert?
Poensgen: Wichtige Meilensteine waren die Einführung eines Prämienlohnsystems, von Kostenrechnung und Controlling sowie die Übertragung von mehr Mitverantwortung auf unsere Mitarbeiter durch unseren innerbetrieblichen kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP). Den Marktanforderungen und dem Kostendruck folgend haben wir sehr erfolgreich eigene Fertigungsstätten in Tunesien (1977) und Indonesien (1996) sowie weitere Tochterfirmen für den Vertrieb im europäischen und asiatischen Markt gegründet. In Asien produzieren wir damit nun vor Ort und vertreiben diese Produkte über eigene Vertriebs-töchter in Japan und in Singapur.
KEM: E-T-A steht nach eigenen Aussagen heute für Schutz und Sicherheit für Menschen und elektrische Anlagen für die weltweiten Märkte von morgen. Mit welchen typischen Kernprodukten und mit welcher Vertriebsstrategie haben Sie das erreicht?
Poensgen: Das sind nach wie vor unsere elektromechanischen Schutzschalter in Verbindung mit elektronischen Lösungen zum Schutz von Geräten, Maschinen und Anlagen. Unseren Vertrieb haben wir mit einem weltweiten Vertriebsnetz auf unsere Zielmärkte ausgerichtet und arbeiten dabei verstärkt mit entsprechenden Spezialisten. Das schafft Kundennähe und Kundenvertrauen.
KEM: E-T-A eröffnete bereits 1969 die Elektroniksparte, die heute nur 15 Prozent Ihres Umsatzes erwirtschaftet. Wie passt das zu ca. 1,5 Mio. ausgelieferten Schutzschaltern/Monat?
Poensgen: Schutzschalter ohne Elektronik werden künftig kaum noch zu verkaufen sein. Deshalb ist die wichtige Schlüsseltechnologie Elektronik zum Bestandteil unserer strategischen Produktentwicklung geworden. Sie dient der Zukunfts-sicherung unserer Firma. Viele unserer Elektronik-Produkte haben Hybrid-Charakter und erscheinen somit nicht in den Elektronik-Umsatzstatistiken. Damit können wir leben.
KEM: Eine MD-11 der Swiss-air stürzte mit 229 Passagieren bei Halifax 1998 ab. Grund: Wahrscheinlich Arc-Tracking mit Brandfolge durch gealterte Leitungsiso-lation. Ist das nicht eine Elektronik- und Schutzschalter-Herausforderung für den Luftfahrt-Ausrüster E-T-A?
Poensgen: Auf jeden Fall! Der Bereich Luftfahrt gehört zu unseren wichtigsten Märkten seit über 30 Jahren. Auf Grund unserer Erfahrung und unseres erworbenen Know-hows werden wir in der Lage sein, für die geschilderte Problematik des Arc-Trackings eine Lösung anzubieten. Wir haben bereits einen Prototypen entwickelt, der kurz vor der Testphase bei Pilotkunden steht.
KEM: Das wäre die Migration von der Schutzschalter-Kernkompetenz zur Problemlösung. Stellt sich E-T-A der-artigen Herausforderungen durch die Kunden in größerem Maße?
Poensgen: Selbstverständlich! Darin sehen wir ein wichtiges Marktpotential für die Sicherung unserer Zukunft. Darum heißt unsere Antwort: Entwicklung von Systemlösungen für unsere Geschäftsfelder und Kunden. Ein Beispiel dafür ist der neue Elektronische Schutzschalter ESS1. Getakteten Stromversorgungen in Automatisierungsanlagen nachgeschaltet, schützt dieser die Verbraucher zuverlässiger als bisherige Schutzkonzepte. Zusätzlich kompensiert er aber noch sys-temtypische Funktionsmängel der vorgeschalteten Stromversorgungen und erhöht so zusätzlich die Anlagenverfügbarkeit. Sein kompatibles und abgestuftes Stromverteilungssys-tem, auf das die ESS1 in der passenden Anzahl nur aufgeschnappt zu werden brauchen, macht diese E-T-A Lösung zum ausgereiften System. Dieses verbessert nochmals das Kos-ten-/Nutzen-Verhältnis für den Kunden.
KEM: Die zweite E-T-A Inhabergeneration erweitert so die Gründervisionen, ist aber auch schon viele Jahre aktiv. Ist die dritte Generation bereits vorbereitet?
Poensgen: Damit sind wir auf dem bes-ten Wege. Clifford Sell, Sohn von William F. Sell, hat seit Oktober 2000 den Bereich Finanzen, Controlling und Personalwesen übernommen. Weitere Nachkommen sind noch in der Ausbildung. Natürlich hoffen die Väter, dass auch die Kinder es ihnen gleichtun und ebenfalls wie wir künftig viel Freude und Erfolg in der Arbeit im eigenständigen Unternehmen haben werden.
(Fotos: Frank Herrmann)
E-T-A in Zahlen:
– Hauptprodukte: Geräteschutzschalter, elektronische Schutz- und Sicherheitssysteme in 16 Geschäftsfeldern
– Umsatz 1999: 108 Mio. DM (54 Prozent Export) mit 880 Mitarbeitern
– Umsatzwachstum: zweistellig
– Tochtergesellschaften und Produktionsstätten in 13 Ländern
– E-T-A-Vertretungen in 30 Ländern
Ausführliche Informationen
Elektronischer Geräteschutzschalter ESS1
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